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1. Von den verschiedenen Gattungen, Geschlechten, Eigenschaften, Alter und Verrichtungen der Bienen.

Man würde es mir vieleicht wenig Dank wissen, wenn ich die bis zum Ekel wiederhohlte natürliche Geschichte der Bienen hier noch einmahl in ihrem ganzen Umfange erzählen wollte. Den eigentlichen Bienenvätern ist es nicht darum zu thun, eine weitläuftige anato<4, 467>mische und physicalische Beschreibung der Bienen in einem oeconomischen Werke zu lesen; sie verlangen eine practische Anleitung zur Bienenzucht, und Beobachtungen, wodurch ihre eigene Erfahrungen theils bestätiget, theils verbessert und erweitert werden. Aus diesem Grunde werde ich bei der natürlichen Geschichte der Bienen mich so wenig, als möglich, aufhalten, indem Hr. D. Martini, in seinem Naturlexicon, hinlängliche Aufschlüsse darüber ertheilen wird; und ich werde anizt nur soviel davon sagen, als allenfalls für diejenigen nöthig seyn dürfte, die noch ganz unwissend sind, und wovon ich überzeugt bin, daß es in das Practische der Bienen=Zucht einen unmittelbaren Einfluß hat.

Alle Bienenkenner sind darinn einig, daß es dreierlei verschiedene Gattungen von Bienen gebe, deren jede ihre besondere Bestimmung hat, und die zusammengenommen, eine ordentliche Republik ausmachen. Sobald in einem Bienenstock eine von diesen Gattungen gänzlich fehlt, sobald hat man sich keinen Nutzen davon zu versprechen; man wird eine Unordnung darinn wahrnehmen, die in kurzem den Verlust des ganzen Stocks nach sich ziehet. Inzwischen ist die Anzahl einer jeden Gattung, die zu einem ordentlich bevölkerten Stock erfordert wird, sehr verschieden. Diese dreierlei Gattungen sind: die gemeinen oder Arbeits=Bienen, die Drohnen, und die Bienenmutter, oder die Königinn. Man findet sie PfeiliconFig. 166, Pfeilicon167 und Pfeilicon168, abgebildet.

Die gemeinen oder Arbeits=(Werk=) Bienen, Fr. Abeilles ouvrieres, (PfeiliconFig. 166) werden darum also genannt, weil die Geschäffte eines Bienenschwarms fast einig und allein von ihnen verrichtet werden. Weil sie, nach der Meinung der meisten Naturforscher, selbst des Herrn von Reaumür, welcher achtzehn Jahre in der Untersuchung dieses Insects forschend zugebracht hat, zu keinem Geschlecht gehören, heißen sie im Franzosischen auch Mulets (Maulthiere), oder Abeilles neutres. Der <4, 468> einzige D. Warder, in seiner Monarchie der Bienen, nennet sie Amazonen und Dames, und hält sie für weiblichen Geschlechts, aber nur aus dem Grunde, weil sie als Mütter die jungen Bienen emsig pflegen und warten, nicht aber deswegen, weil sie den gehörigen Organismus zu einer Mutterbiene hätten. Hr. Pastor Schirach aber hat seit kurzem entdeckt und erwiesen, daß aus jeder Arbeitsbiene, wenn sie noch ein dreitägiger Wurm ist, und zu rechter Zeit in königliche Zellen versetzt und behörig genährt wird, eine Mutterbiene werden könne, und daß mithin die Arbeitsbienen nothwendig weiblichen Geschlechts seyn, so daß es zwar dreierlei Gattungen oder Arten, nicht aber dreierlei Geschlechter, nach aller jetzigen neuern Naturlehrer Meinung, gäbe. Hr. Schirach hat die Arbeitsbienen scherzweise mit den vestalischen Jungfrauen verglichen. Es machen dieselben den größten Theil aus, und ihre Anzahl beläuft sich, nach Beschaffenheit der Größe ihrer Wohnung, auf zehn= bis zwanzig= und noch wohl mehrere tausend. Dieses sind diejenigen arbeitsamen Insecten, die wir in beständiger Beschäftigung inn= und ausserhalb ihren Wohnungen finden; die den Honig und den Stoff zum Wachs einsammeln und in die Stöcke tragen; die mit bewundernswürdiger Geschicklichkeit die regelmäßigen Zellen bauen, und für alle Bedürfnisse der Republik mit unermüdetem Fleiß sorgen. Diese gemeine Bienen sind von den übrigen zwo Gattungen gar leicht zu unterscheiden, nicht nur weil sie kleiner, sondern auch weil sie anders gebauet sind. Besonders unterscheiden sie sich auch von den übrigen durch ihre beide Kinnbacken oder Zähne, (welches einerlei ist,) als welche nicht nur viel größer, als der übrigen ihre sind, sondern auch weit vor dem Kopf herausstehen, und allezeit gar wohl gesehen werden können. Sie gebrauchen selbige gleichsam als zwo Hände, zur Erbauung ihrer Zellen, und zu Fortschaffung alles dessen, was ihnen im Wege ist. Bei Einsamm<4, 469>lung des Blumenstaubes, woraus wohl ohne Zweifel das Wachs bereitet wird, bedienen sie sich dieser Zähne, um die Gipfel und Capsuln zu öffnen, darinn der Blumenstaub verschlossen ist.

DDC-Icon Die zweite Gattung der Bienen, die sich in einem Stock beisammen befinden, sind die Drohnen, Drähnen,*

Das Wort Drohne kommt von Drönen, Dranen, d. i. einen zitternden bebenden Laut geben, her. Denn die Alten glaubten, daß die männlichen Bienen im Stocke den Laut machen, wenn sie bald darauf schwärmen wollen, und nannten diese Bienen daher Dröner oder Drönen.

Threnen, Hummeln, oder mit Unrecht sogenannten Brutbienen, L. Fuci, Fr. Faux-Bourdons, (PfeiliconFig. 167.) Sie sind kleiner, als die Königinn, aber beinahe um ein Drittheil dicker und länger, als die Arbeitsbienen; sonst auch größer, denn Eine wiegt soviel, als 2 Arbeitsbienen; sie haben einen größern und rundern Kopf, und sind mit mehrern Haaren versehen. Sie haben weder Stachel noch Schaufeln, noch hervorragende Zähne, wie die gemeinen Bienen. Ihre Zähne sind klein, platt und verborgen; ihr Rüssel ist auch kürzer und feiner; aber ihre Augen sind größer und viel dicker, als bei den Arbeitsbienen; sie bedecken die ganze Fläche des obern Theiles vom Kopfe, anstatt daß die Augen der andern eine Art von Wulst auf jeder Seite formiren. Es ist durch die Zergliederung, die man damit angestellt hat, erwiesen worden, daß sie die einzigen Männlein des Stocks sind, welche die Eier der Bienenmutter fruchtbar machen. Mit einem Worte, sie sind die Männer der Königinn. Hr. von Reaumür in den vorigen, und Hr. Riem zu unsern Zeiten, so wie einige noch neuere, haben ihrer Begattung mit der Königinn, theils in theils ausserhalb dem Stock, mit zugesehen. Die Königinn besteigt bei der Begattung die Drohnen; denn dieser ihr männliches Glied geht wie ein Bogen in die Höhe, woraus die verkehrte Vermischung erfolgt. Sie fangen an, gegen das Ende des Aprils auszukrie<4, 470>chen, und von dieser Zeit an, bis zum Ende des Julius, oder zur Drohnenschlacht, wovon ich nachher sprechen werde, wo die meisten da sind, vermehrt sich ihre Anzahl. In einem Stocke von 8 bis 10 tausend Bienen, werden ungefähr 300 Drohnen, und in einem Stocke von 16 bis 18 tausend, bisweilen 700 bis 1000, selten aber über 1500, gefunden. Es sind solchergestallt zwar viele Männlein, und nur Eine Königinn, im Stock; allein 1) sie fliegen aus, die Königinn hingegen nicht, und also kommen leicht einige von ihnen draußen um; 2) nach jeder Begattung stirbt ein Männlein, folglich müssen zur Zeit des häufigen Eierlegens viele da seyn. Warum sie aber diese Vermischung mit dem Leben bezahlen müssen, mag wohl einestheils daher rühren, weil die gemeldeten Bögen, wenn sie nach dem Begatten hervor sprengen, nicht mehr zurück gehen; anderntheils auch daher, weil die Königinn nicht mehr von einem solchen Männchen abläßt, wenn sie es einmahl angetrieben, und zur Liebe gereizt hat, und dieses sonst so träge Männchen auch alsdenn so lange Stand hält, bis es todt unter ihr liegen bleibt. 3) Sie sind nicht alle zur Begattung für diese Eine Königinn da, sondern auch für die, welche im Stock noch gebohren werden, und einige ziehen beim Schwärmen mit aus; und 4) vieleicht dienen sie auch noch zu andern Absichten. Sie sind von Natur friedfertig, verträglich und ruhig, ja fast unempfindlich, und müssen von der Königinn zur Begattung gereizet werden. Denn, wären sie nicht so kaltsinnig, so könnte, da ihrer viele da seyn müssen, die Königinn vor ihnen weder essen, noch ruhen, noch Eier legen, sondern gienge zu Grunde, und mit ihr litte das allgemeine Beßte des ganzen Schwarms. Die Natur hat ihren Cörper nicht zur Arbeit tüchtig gemacht. Sie fliegen zwar aus, aber nur bei warmer Luft und recht guter Witterung, von 11 Uhr Vormittags, bis 5 oder <4, 471> 6 Uhr Abends, bisweilen 1 Stunde weit, und können in einem fremden Korbe eine Königinn, die etwa um alle Drohnen gekommen ist, befruchten. Selten gehen einige von ihnen mit, wenn die Bienen schwärmen. Die ausfliegenden können mit ihrem sehr kurzen und dünnen Rüssel zwar Honig, jedoch nicht viel und nur langsam, aus einigen Blumen saugen, aber kein Wachs und dergleichen sammeln, und mit jenem Honig bloß sich nähren, nichts aber an andere und in den gemeinschaftlichen Vorrath abgeben. Sie müssen sich, ihrer Natur nach, etwa damit die Saamenfeuchtigkeit desto besser abgeschieden, und flüßiger und kräftiger erhalten werde, in der Wärme aufhalten, und sind daher, in Absicht auf die Kälte, sehr empfindlich. Daher fliegen sie, bereits erwähnter maßen, nur zur warmen Zeit aus, halten sich im Stocke immer am wärmsten Orte, im Neste, auf, wo die Königinn meistens ist; sind also, vermöge dieses Naturtriebes, ihr nahe, und zur Begattung fehlt es nie an ihrer Gegenwart. Eben in dieser Gegend des Stocks ist, besonders im Anfang des Frühlings, die Brut, welche vorzüglich Wärme nöthig hat. Die Wärme im Stock wird desto größer, je mehr dort Bienen versammelt sind. Insofern dienen sie also auch zur Beförderung des Brütens durch ihre Menge, und zwar sie vorzüglich, weil sie bei nicht gar heißen Stunden zu Hause sind, mithin desto mehr Bienen ausfliegen oder sonst wo im Stocke arbeiten können, welche sonst der Brut warten, und diese Arbeit versäumen müßten. Vieleicht füttern sie auch die Brut. Eben aus diesen Gründen sind die Drohnen für bloße Brutbienen gehalten worden.

Wenn die Drohnen ausgekrochen sind, erziehen die Arbeitsbienen dieselben mit großer Sorgfalt; sie ernähren sie, und ertragen sie geduldig, vom Anfange des Mai, bis zum Ende des Julius, obgleich ihre Anzahl sich von Tag zu Tag vermehret. <4, 472>

Ist mit Ende des Sommers, um Laurentii, die Brutzeit meistens dahin, so sind ihre Dienste nicht mehr nöthig, und sie sterben entweder, oder es erfolgt die berühmte Drohnenschlacht, oder das Drohnentödten. Die Arbeitsbienen, die doch vorher, als sie Eier, Nymphen und Würmer waren, für sie eben so große Sorge getragen, als für die andern Bienen, und ihnen hernach den Honig gereichet haben, fallen haufenweise über sie her, und schleppen sie zu den Fluglöchern hinaus, bei welcher Gelegenheit viele auf die grausamste Art umgebracht werden, und diejenigen, welche sie nicht herausbringen können, treiben sie bis in die untersten Winkel ihrer Wohnung, wo sie verhungern müssen. Sie äussern in ihrer Ausrottung eine so große Grausamkeit, daß sie nicht einmahl der Eier, Maden und unzeitigen Geburten dieser Männlein, die noch in den Zellen sind, schonen, sondern selbige ebenfalls heraus reißen und vernichten. Wie denn auch der Wintervorrath für viele Drohnen nicht hinreichend seyn würde. Dieses Niedermetzeln, welches nicht sowohl mit Stichen, als vielmehr mit Erbeißen geschiehet, währet, wenn solches den Bienen allein überlaßen bleibt, gegen 14 Tage. Wenn einige derer Drohnen der wachsamen Durchfuchung der Arbeitsbienen entwischen, so ist es eine ziemlich üble Vorbedeutung für solchen Stock; denn er wird 1) wahrscheinlicherweise vor Hunger und Elend umkommen, indem er zu guter Zeit keinen Vorrath mehr haben wird; oder 2) es wird auch wohl die Eierlage der Königinn, die vor der Zeit des Drohnentödtens befruchtet seyn mus, beschädiget werden, und nur eine mangelhafte und verdorbene Brut geben. Daher thut man wohl, wenn man bei dem Tödten der Drohnen den Bienen zu Hülfe kommt, in welcher Absicht verschiedene Mittel erdacht worden sind. Man kann mit einer rauchenden Pfeife Tobak vor den Stock treten, und deren in einer Stunde viele Schock mit den Fingern, oder mit <4, 473> einem Stöckchen, auf dem Flugbrett todtdrücken, oder auch mit einem Messer zerschneiden.

Man hat auch ein Instrument erfunden, um die Drohne aus dem Stock auszuschließen. Selbiges bestehet aus einer, etwa 4 Zoll langen, und 3 Zoll hohen, meßingernen, mit so großen Löchern versehenen Platte, daß eine Drohne hindurch kommen kann. Oben ist ein Stahldrath mit Klappen, welche leicht zurückfallen, und die Löcher so weit zuschließen, daß nur Arbeitsbienen hindurch kommen können. Dieses setzet man vor das Flug=Loch. Die Drohnen können also wohl hinaus, aber nicht wieder hinein, kommen. Die Arbeitsbienen hingegen können sowohl ein= als ausfliegen. Siehe PfeiliconFig. 169, wo ein solch Blech A mit Einer, und eines B, mit 4 Klappen abgebildet ist. Die Erfindung dieser nützlichen Klappen haben wir einem gewissen Herrn Moralek, Artillerie=Lieutenant zu Samour, zu danken. Diese Klappen kann man sowohl vor die Fluglöcher, als auch vor die weite Oeffnung der Flugscheibe, stellen; oder noch besser, man kann sie gar in der Palteauschen Scheibe selber, wovon ich im 6ten Abschnitt sprechen werde, da wo die kleinen Bögen sind, mit anbringen laßen. Alle Tage darf man diese Lustjagd mit den Drohnen nicht anstellen; denn die Arbeitsbienen pflegen denen zerquetschten Drohnen den Honig, den sie in ihren großen Mägen oder Blasen in ziemlicher Menge bei sich haben, sofort auszusaugen. Dieser Honig gehört ihnen; also laße man ihnen Zeit, ihren Vorrath wieder zurück zu nehmen. Man nehme daher das Blech wieder weg, und gehe wieder um den dritten oder vierten Tag an dieses Abschlachten.

Da sich dergleichen Scheibe, oder das Drohnen=Blech, bey denen Strohkörben, wenn sie keine Flug=Schienen haben, nicht wohl anbringen laßen: so kann man sich alsdenn mit einem gestrickten Drohnen=Netzgen von starkem Zwirn, oder schwachen Bindfa<4, 474>den, womit man alle Drohnen fangen, und welches man an seine Strohkörbe leichter anstecken kann, helfen. Es hat die Gestallt eines sogenannten Fischer=Garnsacks, womit man Fische fängt. PfeiliconFig. 170, stellet ein ausgespanntes Drohnen=Netz vor. Bei e ist eine Schlinge, womit der Sack oder das Netz zugezogen wird. In diese Schlinge wird ein Stecken gestellt, und damit straff angezogen. Bei a a, wird das offene Netz mit Gabeln oder Nägeln an den Stock vors Flugloch angesteckt. Inwendig drinnen ist von b bis c ein ordentlicher Garnsack, wie man Fische fängt, im Kleinen angebracht, worinn bei d eine Oeffnung ist, daß die Drohnen hineinkriechen, und sich zwischen b und c versammeln. Wenn ihrer viele darinnen sind, nimmt man es weg, ziehet die Schlinge e auf, und schüttet solche, todtgedrückt oder ersäuft, aus. Der ganze Vortheil bestehet darinn, daß man sich ein ordentliches Fischnetz, oder Garnsack, von groben Zwirn stricken läßt, wo die Augen so gemacht sind, daß die Bienen bequem herauskönnen, die Drohnen aber nicht. Wer Fisch=Garnsäcke gesehen hat, oder machen kann, wird das leicht nachmachen können. Die kleinen Reifen sind von Fischbein oder Drath. Es ist dieses eine Erfindung kluger Bienenwirthe in der Oberlausitz, besonders in der Gegend von Görlitz und Lauban. Man kann sie auch von Drath flechten.

Vor dergleichen Drohnenkörbe aber, sie mögen von Drath geflochten, oder von Garn gestrickt seyn, warnt P. Schirmer, in den Abhandlungen und Erfahrungen der Oberlausitzer Bienengesellschaft v. J. 1767, S. 133, f. aus dem Grunde, weil sich der Weisel beim Sömmern manchmahl heraus macht und ausfliegt, die Weisel aber nicht von einerlei Größe sind, sondern es größere und kleinere giebt, und die großen also alsdenn unfehlbar im Drohnenkorbe stecken bleiben, obwohl die Bienen durchkriechen können. Er hat daher eine andere Art, die Drohnen abzuthun, erdacht. Er sagt: „ Ich setze mich linker Seits der Beute, mit der Bienenkappe verhüllt, und wollenen Handschuhen, auf einen Stuhl, habe einen mit einem schicklichen Handgriff versehenen Stab in der rechten Hand, dessen Gestallt sich leicht vorstellen läßt; ich setze es jeder ausfliegenden Trähne auf den Rücken, sehe aber hal<4, 475>tend genau zu, ob es wirklich eine Trähne, Biene, oder gar der Weisel sey? Dann thue ich einen Druck, und zerquetsche sie. Alle zerquetschte Trähnen aber müssen auf ein vorneher angemachtes Brett fallen, damit die Bienen das Thränenhonig aussaugen, und in ihren Nutzen verwenden können. Sothanes Trähnentödten setze ich alle Tage fort, und gehe von einem Stock zum andern, bis sie alle todt sind ”.

Wenn die Drohnen sich in großer Anzahl, und so dicht an einander vor dem Kerb anhäufen, daß sie das Flugloch verstopfen, und die Bienen in Gefahr setzen, zu ersticken, oder, wenn der Korb sich durch allzuviele Schwärme zu sehr geschwächt hat, in solchem Falle soll man, nach Hrn. Past. v. Gelieu, zu Verrieres, Rath, nach Sonnen Untergang den Korb aufheben, indem eine andere Person das Brett wegnimmt, und dasselbe stark auf die Erde schlägt, damit alles, was sich auf demselben befindet, herunter falle. Auf diesem Brett wird man die größte Anzahl der Drohnen an einem Klumpen finden, die sich zusammengehängt haben, dem Morde zu entrinnen. Die Kälte der Nacht wird sie tödten, wofern man sie nicht lieber selbst tödten will, da indessen die Bienen sich wieder in ihren Korb begeben werden, der alsobald wieder an seinen Platz gesteller werden soll.

Die Bienen, welche nicht gern an die Drohnen=Massacre gehen, macht man damit grimmig, wenn man dieselben etliche Tage nacheinander verwundet, und so in den Stock wiederum laufen läßt; da machen sich denn die Bienen über sie her, und wann sie den Honig in ihrem Kropfe finden, so gerathen sie gar bald in die Gewohnheit.

Herr Archidiaconus Steinmetz behauptet, daß es zweierlei Drohnen gebe: 1) Drohnenkämmerlinge, d. i. solche Männlein, welche größer als andere Drohnen, auch in stärkerer Anzahl vorhanden sind; männlichen Saamen, aber zur Begattung kein männliches Glied haben, und nur auf die schon in Zellen liegenden Eier <4, 476> den männlichen Saamen unter den Futterbrei ergießen, welches die äußerliche Befruchtung seyn soll, und allein in der Drohnenschlacht getödtet werden; und 2) Drohnenmännlein, kleiner als die vorigen, der Anzahl nach die wenigsten, zur Begattung mit der Königinn, also zur innerlichen Befruchtung, d. i. zur Befruchtung der Eier im Leibe der Königinn, tüchtig.

C. D. D. Abhandlung von dem Nutzen und der Nothwendigkeit der Drohnen in den Bienenstöcken, st. im 102 St. des Hannov. Magaz. v. J. 1767.

Wahrscheinliche Muthmaßungen von der Bestimmung und Entstehungsart der Drohnen unter den Bienen, von Fr. Herold, m. e. Vorrede und Anmerk. begleitet, von Jo. Fr. Steinmetz: st. in den Abhandl. und Erfahrungen der Fränkisch=physic. ökonom. Bienengesellsch. a. d. J. 1772 und 1773, Nürnb. 1774, 8. S. 177--272.

Homeyers Abhandlung: Sollte die Drohne wirklich das Männchen der Biene seyn: st. im 71 St. des Hannov. Magaz. v. J. 1768. Der Hr. Verf. hält für wahrscheinlich, daß die Drohnen lediglich zum Ausbringen der jungen Bienen vorhanden sind, damit die Arbeitsbienen sich dieserwegen nicht zu versäumen brauchen.

Herrn Oberacciseeinnehmer Lehmann in Meißen, Zweifel wider den physikalischen Satz, daß die Drohnen das männliche Geschlecht wären: st. in den Abhandl. der Oberlausitz. Bienenges. v. J. 1767, S. 20--25.

A. G. Schirachs neue physikalische Bemerkungen von der Bestimmung der Drohnen, st. in der 4ten Samml. ders. v. J. 1770 und 1771, S. 23--30.

Erfahrungen von dem Ursprunge der Drohnen, von Herrn Heinr. Ultjesfort, aus Mörs: st. eb. das. S. 48--54.

Anleitung zu einer neuen Entdeckung, in Ansehung des Ursprungs der Drähnen, und daß dieselben wahrscheinlicher Weise von Arbeitsbienen herkommen, von Hrn. Jo. Gc. Vogel: st. eb. das. S. 30--48.

Beweis, daß die Befruchtung der Bienen von den Drohnen ursprünglich herkomme, und daß diese leztern die wahren Männchen in einem Bienenstocke sind; von Hrn. J. G. Wilhelmi, st. eb. das. S. 9--23.

Die vornehmste Biene endlich, davon man jedesmahl nur Eine in jedem Stocke antrifft, weil die gemeinen Bienen zwei dergleichen auf einmahl nicht dulden, ist die Königinn, oder Bienenmutter, Mutterbiene, Zuchtbiene, sonst auch der Weisel genannt, Fr. <4, 477> Abeille Mêre, oder la Reine, (PfeiliconFig. 168.) Sie ist viel dicker, größer und länger, als die Drohnen und gemeinen Arbeitsbienen; am Hintertheil ihres Leibes aber zugespitzt, und nicht so dick, wie die Drohnen. Sie hat eine lebhaftere, gelbbraune und ins Röthliche fallende Farbe. Ihr Kopf ist ziemlich lang. Ihre Flügel sind, gegen ihren Cörper zu rechnen, sehr kurz, und bedecken nicht mehr als die Hälfte desselben, da hingegen die Flügel der andern Bienen des ganzen Leibes Hintertheil bedecken. Sie fliegt daher nicht leicht aus, und wird, wenn sie ausfliegt, leicht müder, als die Bienen und Drohnen. Ihre Füße sind hochbeinigt, gelblicht, und ihr Gang ernsthaft. Sie ist, wie die gemeine Biene, mit einem, jedoch viel längern, Stachel bewaffnet, dessen sie sich aber nur selten, und wenigstens nicht eher, bedienet, als wenn man durch wiederhohlte Neckereien ihre Geduld ermüdet hat; aber endlich bedienet sie sich desselben, und bringt eine Wunde bei, die mit der Größe ihres Stachels verhältnismäßig ist. Die Alten hielten die Bienenmutter für den König der Bienen, der den ganzen Stock regierte. Sie ist das einzige Weiblein des Stocks, und die Mutter ihres und des sämmtlichen Arbeitsbienengeschlechts, denn sie hat allein die Eier in sich, woraus alle andere Bienen im Stocke kommen, wovon ich im fünften Abschnitt mit mehrern handeln werde. Sie ist in einem Stocke schlechterdings nothwendig; ohne sie zerstreuet sich die Gattung, und gehet zu Grunde; ohne sie ist alles schläfrig, kleinmüthig und bestürzt. Geschiehet es, daß sie durch einen Zufall umkommt, so verlaßen die Bienen sogleich alles, sie theilen sich, und ziehen aus ihrem Stock, ohne Hoffnung wiederzukommen. Sie gerathen in die Irre, und schweifen aller Orten herum, da sie denn entweder ein Raub ihrer Feinde werden, oder unter der Last des Schmerzens und der Traurigkeit liegen bleiben. Die Königinn verläßt ihre bisherige Woh<4, 478>nung, entweder, weil sie nicht bequem, oder weil das Gewirke verdorben, und von andern Insecten angefallen wird; alsdenn folgen ihr die Bienen, und gehen überall mit ihr, wo es ihr, ihre Wohnung aufzuschlagen, gefällt. Kein Stock leidet aber mehr, als nur Eine Königinn. Sind ihrer mehrere, so werden sie alle, bis auf eine einzige, getödtet. Angestellte Versuche haben dargelegt, daß zwar zwo in einen Stock gesetzte Königinnen eine Zeitlang bei einander gut gethan, daß aber solches nicht in die Länge gedauert habe. Dieses Tödten der überflüßigen Königinnen geschiehet ordentlich zur Schwärmzeit. Wenn alle Eier aller Gattungen ausgekrochen sind, so wird die Wärme des Stocks so groß, daß ein Theil der Einwohner genöthigt ist, einen andern Aufenthalt zu suchen. Einige von diesen Mutterbienen, die neuerlich ausgekrochen sind, gesellen sich zu der neuen Colonie, die sich fortbegiebt; man findet daher bei einem Schwarm oft 2 bis 3 Königinnen; in einer Frist von 2 bis 3 Tagen aber trifft man sie entweder bei dem neuen oder alten Stock alle todt an. Im übrigen verläßt die Königinn selten ihren Stock. Sie kann, bei dem Eingange des Stocks, Luft schöpfen; allein, hier endigen sich ihre Gänge gemeiniglich. Man findet sie zuweilen im Grase kriechend, dieses aber geschiehet sehr selten.

Die Königinn ist allen Krankheiten, wie die gemeinen Bienen, unterworfen; da sie aber weiblichen Geschlechts ist, so hat sie, ihrer Natur nach, besondere Zufälle, wovon ich im 12ten Abschnitt handeln werde.

F. B. P. Ahlers Erfahrung von einer Bienen=Königinn: st. in der Großbrit. und Churf. Brschw. Lüneb. Landwirthschaftsgesellsch. Nachrichten etc. II B. 5 Samml. Zelle 1771, 8. S. 578--581.

Histoire naturelle de la Reine des abeilles, par Mr. BLASSIERE, à la Haye, 1771.

Des Hrn. M. J. J. Blaßiere, Einleitungen zu der entdeckten neuern natürlichen Geschichte der Bienenköniginn; aus dem Französ. übers. von J. G. V. st. im I B. der Gemeinnütz. Arb. der Oberlausitz. Bienengesellsch. Berl. und Lpz. 1773, 8. S. 21. fgg. <4, 479>

Nachdem ich bisher die verschiedenen Gattungen der Bienen angeführt habe, so schreite ich nunmehr zu ihrer Beschreibung fort.

Man kann an dem Leibe der gemeinen Biene vornehmlich drei Theile unterscheiden; nehmlich: den Kopf, welcher durch eine Art von Nacken mit dem übrigen Rumpfe zusammenhängt; den mittlern Theil, oder die Brust; und den Bauch, welcher von jenem durch einen Abschnitt in der Mitte abgesondert ist.

Der Kopf bestehet aus 2 Kinnbacken, oder 2 Zangen, aus den Augen, aus einer Zunge mit ihrem Munde, aus einem Rüssel und zwei Hörnern. Die zwei Kinnbacken, Fänge, oder Zähne, sind in dem untern Theile befindlich, welche sich von der Rechten zur Linken öffnen und zuthun. Diese Gliedmaßen dienen den Bienen statt der Hände; siehe oben Pfeil-IconS. 468. Die Augen sind gleichsam viereckig geschliffen, von einer Purpurfarbe, und mit Haaren bedeckt. Der Mund, und die Zunge, die darinnen ist, sind da, wo der Rüssel seinen Anfang nimmt, über den zwei Zähnen. Der Rüssel ist ein Theil, welcher sich entwickelt, und wieder in einander ziehet. Wenn er sich auswickelt, und in Bewegung ist, so siehet man ihn sich unter den zwei hervorragenden Zähnen, die an dem Aeussersten des Kopfs sind, hernieder laßen. Er hat in diesem Zustande das Ansehen einer ziemlich dicken Lanze, die sehr hell ist, und eine Castanien=Farbe hat. Wenn der Rüssel in seiner Ruhe und zurückgezogen ist, so siehet man nichts, als das Futteral, oder die Scheide, in der er steckt. Mit dem Rüssel saugen die Bienen den Honig, und schicken ihn in ihren Magen; wie ich nachher beim Honig=Sammeln zeigen werde.

Extract of a letter, written by Dr. GE. GARDEN, from Aberdeen, July 17, 1685, concerning the Proboscis of Bees; st. im 15. Bande der Philos. Transact. for 1685, No. 175, Seite 1156--1158. <4, 480>

Endlich sind am Kopf auch noch zwei Hörner, Fr. Antennes, welche zwischen den Augen stehen, beweglich sind, und 2 Gelenke haben.

Der mittlere Theil oder die Brust (das Bruststück) der Biene, ist sphäroidisch, oder cylindrisch=rund, woran 2 Flügel, nehmlich einer auf der rechten, und der andere auf der linken Seite, bevestigt sind. Jedem dieser Flügel ist noch ein anderer beigefügt, welcher jenem anzukleben scheint, aber viel dünner, als die andern ist, die sich nahe am Kopfe befinden. Mittelst dieser 4 Flügel nun erregen die Bienen diejenigen Töne, oder das Summen, dadurch sie einander Nachricht von etwas geben. Wenn man die Flügel aufhebet, so findet man an jeder Seite 2 Oeffnungen, die einem Maul ähnlich sind, und das ist die Oeffnung ihrer Lungen, wodurch sie Athem zu hohlen suchen, und welche zur Formirung des Schalles eben so nothwendig, als die Flügel, sind.

A. G. Schirachs physicalische und moralische Betrachtung über der Bienen Sprache und Gesang: st. in den Abhdl. der Oberlausitz. Gesellsch. v. J. 1766, S. 77--84.

Ingleichen befinden sich an diesem Theile des Cörpers, nach unten zu, 6 Füße, Beine oder Schenkel, 3 an der rechten, und eben so viele an der linken Seite. Jegliches Bein ist am Ende mit 2 großen Klauen der Haken, und mit zwey kleinen, versehen, zwischen welchen sich ein weicher fleischigter Theil oder Ballen befindet. Die Bienen ziehen die Haken augenblicklich ein, wenn sie auf ihr zartes Gebäude kommen, damit sie solches mit den scharfen Haken nicht zerschlitzen mögen, und sie laufen auf diesen weichen fleischartigen Ballen über ihre Zellen. Das Bein bestehet aus vielen Stücken. Von dem andern und dritten Paar dieser Beine hat jedes ein besonderes Stück, welches man die Bürste, Fr. Brosse, nennet. Dieser Theil ist viereckig, inwendig mit Haaren mehr versehen, als unsere gewöhnliche Bürsten, und diese Haare sind eben so eingerichtet. <4, 481> Mit dieser Art Bürsten sammelt und bürstet die Biene den Staub von denen in den Blumen befindlichen Stängeln, welcher auf ihren Leib fällt, wenn sie in einer Blume sitzet, um daselbst das Wachs zu sammeln, nachdem sie sich auf die Seite gewendet hat; oft wälzet sie sich in dem Blumenmehl, und alsdenn bürstet sie sich den ganzen Leib ab. Sie macht kleine Kügelchen oder Bällchen, welche sie, durch Hülfe ihrer Beine, auf die sogenannten Schaufeln (Mulden) der hintersten Beine bringt; die Vorderbeine bringen diese kleine Masse auf die mittlern, und diese schicken sie auf die Hinterbeine wieder zurück. Vorgedachte Schaufel ist gekerbt, und hat die Gestallt eines Dreyecks. Ihre Seite von aussen ist glatt und glänzend; mitten an den Rändern sind Haare zu finden. Wie sie gerad, steif, und dicht sind, und rings herum gehen: so formiren sie mit dieser Fläche eine Art Körbe oder Löffel; dahinein leget die Biene, durch Hülfe ihrer Pfoten, die kleinen Kügelchen, welche sie mit ihren Bürsten bereitet hat. Viele Kügelchen auf der Schaufel beisammen, machen zuweilen eine Masse aus, welche so groß, als ein Pfefferkorn ist.

Der Bauch der Biene hält Honig, aber auch einen Stachel und Gift, in sich. Aeusserlich ist der Bauch mit 6 Ringen bedeckt, welche sich verlängern, verkürzen, und, wenn sie wieder zusammenkommen, uber einander herfahren. Innerlich enthält der Bauch, ausser dem Stachel und Gefäß des Gifts, den Magen des Honigs, den Magen des Wachses. und die Eingeweide. Der Honigmagen hat einen Hals. durch welchen der Saft hindurch gehet, den der Rüssel dahin fuhret, damit er daselbst in vollkommenen Honig verwandelt werde. Der andere Magen ist dazu bestimmt, das wilde Wachs oder den Saamenstaub der Blumen in wahres Wachs zu verwandeln, und liegt unter dem Honigmagen. Der Stachel ist an dem äussersten Theile des Corpers der Biene. Er ist im Stande der Ruhe verborgen. Wenn <4, 482> man diesen äussersten Theil drückt, so kommt er zum Vorschein, und zwar in Begleitung zweier weißer Cörper, welche zusammen eine Art von Büchse formiren, darinnen er sich befindet, solange er im Leibe ist. Dieser Stachel ist einem kleinen Pfeil ähnlich, der, wiewohl er sehr fein, dennoch sichtbar und von einem Ende bis zum andern hohl ist. Wenn man nicht genau darauf Acht hat, so kann man diesen Stachel gar leicht mit der Scheide vermengen. Daß der Stachel hohl sey, erkennet man daraus, weil man, wenn er hervorkommt, an der äussersten Spitze desselben ein Tröpfchen von einer sehr durchsichtigen Feuchtigkeit gewahr wird. Man siehet dieses Tröpfchen augenscheinlich an Größe zunehmen; und wenn man es mit dem Finger wegnimmt, so wird bald wieder ein anderes da seyn. Diese Feuchtigkeit ist nichts anders, als ein sehr subtiler Gift, welchen die Biene bei dem Stechen in die Wunde spritzt, und wodurch das Brennen und die Geschwulst verursachet wird. Wer sich davon überzeugen will, der darf nur eine Biene bei dem Bruststück zwischen den Fingern halten, und sie ein wenig drücken, da er denn alsobald den Stachel und ein kleines Tröpfchen von diesem Gift daran gewahr werden wird. Wenn man diesen Gift behend abnimmt, die Spitze einer Nadel damit bestreichet, und sich mit dieser Nadel eine kleine Wunde macht, so wird man sogleich eben dieselben Wirkungen sehen und empfinden, als ob man von einer Biene gestochen worden. Der Stachel ist von einer Horn= oder Schuppenartigen Materie, bei seiner Wurzel etwas dicker, und läuft ganz spitzig zu. Die Bienen können ihn mit einer ausserordentlichen Geschwindigkeit herausstoßen, und auch wieder einziehen. Wenn man von einer Biene gestochen wird, so bleibt der Stachel mehrentheils in der Haut zurück; und indem er sich von dem Leibe der Biene absondert, zerreißt zu gleicher Zeit die Blase, welche den Gift in sich fasset, wodurch ein Theil des Eingeweides <4, 483> mit verletzt wird, welches den Tod der Biene verursachet. Ist aber der Stich nur leicht, daß sie den Stachel unbeschädigt wieder zurückziehen kann, so schadet es ihr nicht; und in diesem Fall verursacht auch der Stich nur ein leichtes Brennen. Wenn der Stachel zurückbleibt, so mus man ihn, sobald möglich, heraus zu ziehen suchen, um dem Gift nicht Zeit zu laßen, tief in die Wunde einzudringen, weil sonst eine mit heftigen Schmerzen begleitete Geschwulst unvermeidlich ist. Die übrigen Mittel wider den Bienenstich, werde im 13ten Abschnitt anzeigen.

Dieses ist eine kurze Betrachtung der unterschiedenen Theile und Werkzeuge der Bienen. Ihren Schmuck ihnen zu ertheilen, ist die Natur eben so gutig gewesen. Ihre Bekleidung gleicht dem feinsten Sammet, ist glatt und glänzend. Der ganze Cörper ist mit dem artigsten Haar bedeckt, fast wie der reinste Plüsch, welches jeden Theil, besonders die Brust, sehr verschönert, und alles weit übertrifft, was der größte Künstler verfertigen kann.

DDC-Icon Die unterschiedene Sinnen scheinen bei den Bienen in großer Vollkommenheit zu seyn. Ihr Gesicht ist scharf. Einige glauben zwar einen Fehler daran zu bemerken, weil die Bienen, wenn sie aus dem Stock kommen, mit den Vorderfüßen ihre Augen reinigen, ehe sie fliegen. Ihr Geruch ist vortrefflich; und besonders durch diesen Sinn müssen sie in dem dunkeln Stocke Fremde und Räuber sowohl, als die Drohnen, entdecken. Eben so verhält es sich mit ihrem Gehör und Gefühl. Die geringste Berührung des Korbes, u. d. gl. wird sogleich von ihnen empfunden, wie man daraus siehet, weil alsdenn ein Geräusch entstehet, und sie sich am Flugloch zeigen. Eben so genau unterscheiden sie den Geschmack, worinnen sie ausserordentlich geschickt sind.

Ich komme nunmehr auf das Alter, oder die Lebensdauer der Bienen. Die Zeit, wie lange ein Bienenstock in seinem Wesen bleibt, giebt in Ansehung der <4, 484> Dauer des Lebens der Bienen, welche ihn bewohnen, keinen Schluß ab. Ein Bienenstock könnte 10 Jahre dauern, wenn auch schon die gewöhnlichen Bienen darinnen kaum 1 Jahr leben sollten, und zwar darum, weil in einem Bienenstock sich alles, wie in einer großen Stadt, erneuert. Die Bienen, die gebohren werden, ersetzen die Stelle dererjenigen, welche umkommen. Ausserdem ist bekannt, daß die Bienen, welche man zur Schwärmzeit in einen Stock thut, nicht alle von dem iztlaufenden Jahre sind, indem viel alte sich zu den neuen gesellen. Man hat bis izt die Lebenszeit der Bienen nicht vestsetzen können. Einige geben vor, sie lebten sieben Jahre; andere erstrecken diese Frist bis auf zehn. Nach Anzeige des I B. der Gemeinnütz. Arb. der Oberlausitz. Bienengesellsch. S. 293, will ein alter Bienenwirth aus der Erfahrung beweisen, daß ein Weisel eilf Jahre alt werden könne. Allein, die am durchgängigsten angenommene Meinung ist, daß die Bienen aufs längste nur Ein Jahr leben; und hat man sich nicht sowohl über diese kurze Zeit ihres Lebens, als vielmehr über dessen Länge, zu verwundern, wenn man bedenkt, wie manche Feinde sie haben, und wie vielen vorfallenden Gefährlichkeiten sie unterworfen sind. Man ist, also zu denken, dadurch veranlaßet worden, weil alle Jahre im Herbste, wenn die Blätter abfallen, eine Menge Bienen stirbt, und eine gleiche Anzahl im Frühlinge. Man hält dafür, daß alles zusammen sich auf 2/3 , oder wenigstens doch auf eine reichliche Hälfte des Bienenstockes belaufen kann. Es giebt noch ein Mittel, welches sehr einfach ist, wodurch man gewiß erfahren kann, ob die Bienen Ein oder viele Jahre leben. Wenn man alle Bienen eines Stockes, auf die unten anzuzeigende Art, gewaschen (gebadet, und wohl abgetrocknet, auch hierbei alle Behutsamkeitsmittel gebraucht hat, so ist nichts leichter, als einer jeden mit einem Pinsel einen Fleck, von welcher Farbe man will, zu machen. Sie werden <4, 485> keine Beschwerlichkeit davon empfinden, wenn man den Fleck auf ihr Bruststück macht. Zu diesem Versuch kann man sich eines Firnisses bedienen, der ziemlich bald trecken werden kann. Herr v. Reaumür, welcher den Begriff dieses Experiments an die Hand giebt, und es zum Theil gemacht hat, hat es mit Lackfirniß, welcher mit Weingeist zubereitet gewesen, bewerkstelligt. Bald hat er sie roth, bald gelb, und bisweilen blau gefärbt, wenn die Experimente erforderten, daß die Bienen nicht einerlei Livrai tragen sollten. Er hat nicht alle Bienen eines Stockes gefirnisset, ungeachtet er versichert, daß dazu nicht viel Zeit erforderlich gewesen wäre. Allein, er hat ihrer wenigstens 500 aus einem Stocke gefirnisset, welche, ihrer neuen Kleidung ungeachtet, von denen, mit welchen sie in Gesellschaft lebten, nicht übler empfangen wurden. Von 500 Bienen, welche im April roth gezeichnet worden waren, und welche er in den folgenden Monathen, wenn sie ins Feld giengen, erkannte, hat er nicht Eine im November mehr am Leben gesehen. Wenn man dieses Experiment im Ganzen an allen Bienen eines neuen Stockes vom iezigen Jahre versuchet: so wird man im Stande seyn, im folgenden Jahre von der Dauer des Lebens der Bienen ein entscheidendes Urtheil zu fällen.

Hier dürfte mir vieleicht der Einwurf gemacht werden: Wozu doch dieses nützete, daß ich wüßte, wie lange die Bienen lebten, oder wie bald sie stürben, und wiefern doch dieser wichtige Punct auf die Verbesserung der Bienenzucht abzielen könnte? Ich antworte aber hierauf, daß allerdings hieran viel gelegen sey; denn es ist gewiß, daß daselbst, wo dieser gemeine Irrtum, als ob die Bienen ihr Leben auf viele Jahre brächten, im Schwange gehet, nimmermehr eine vortheilhafte Bienenzucht angestellet werden kann; weil diese Memung schon an sich selbst fähig ist, dergleichen Hindernisse in den Weg zu legen, daß man nicht viele Bienenstöcke mit einem gehörigen Vortheil, weder in den Gärten, noch anderswo, aufziehen, oder dieselben nützlich vermehren wird. Denn mancher Hauswirth hat 1, 2 oder mehrere Bienenstöcke in seinem Garten; seine Vorfahren haben sie <4, 486> vieleicht auch wohl schon gehabt; er spricht also nach seinen Gedanken: „Meine Bienen sind sehr alte Bienen, sintemahl sie meine Aeltern und Urältern bereits gehabt; sie legen sich vielmahl des Jahrs haufenweise vor den Stock, weil sie aber zu alt sind, schwärmen sie niemahls mehr, sie mögten also wohl künftighin ihre Dienste nicht so, wie andere, verrichten ”; nimmt derowegen angezündeten Schwefel, und erstickt damit den Stock in einem Augenblick.

Daß aber solches ein großer und schädlicher Irrtum sey, will ich izt beweisen, und zeigen, daß die oben angeführte Meinung von der Bienen Alter, der Wahrheit gemäß ist. 1) Wenn die Bienen schwärmen, so bestehen sie aus einer vermischten Anzahl, und nicht aus alten allein. Es mus daher der alte Schwarm nothwendig kein langes Leben haben, und nicht einmahl den nächsten Winter, zu geschweigen den künftigen Frühling, überleben. Da nun alle Arten in dem lezten Sommermonath sterben, so mus es ja mit dem Schwarm ein Ende nehmen. Indem sie auch nach dem Schwärmen keine andere, als ihre Jungen, zurückgelaßen, so müssen sie im Herbste den Raubvögeln, und beim ersten Winter dem einbrechenden Frost nothwendig heimfallen. 2) Der Schwarm bestehet auch nicht aus lauter jungen Bienen, weil sich sonst der alte Stock in keinem bessern Zustand befinden würde. Denn, wenn nur die alten Bienen zurückgeblieben wären, und diese ihre ausgebrütete Jungen fortgeschickt hätten, indessen aber selbst beim Ausgange des Sommers schlennig hinfällig werden müsten: so würde ihr selbst verlaßener Stock gegen den Anfall der Räuber und wider die Kälte sehr entblößt stehen. Um nun dergleichen Ungemächlichkeiten vorzubeugen, gehen sie im Schwärmen vermischt ab, werden solchergestallt auf beiden Seiten präservirt, und gewinnen verschiedene Vortheile dabei.

Anmerkung, das Alter der Bienen betreffend: st. im 10 St. der Leipziger Samml. 1744, 8. S. 945--947.

Alte Bienen aber von jungen, oder die, so im vorigen Jahr, von denen, die aus den leztern Eiern ausgekrochen sind, zu unterscheiden, ist sehr leicht. Diese sind braun, und haben weiße lichtgraue Haare, jene hingegen haben rothe Haare, und nicht so braune und helle Ringe. Unter denen, die mit einem Schwarme zugleich ausziehen, bemerket man dergleichen von diesen <4, 487> zweien Farben, und von allen mittlern Schattirungen, die zwischen beiden sind. Man erkennet ihr Alter auch aus der Beschaffenheit ihrer Flügel, welche in ihrer Jugend gesund und ganz sind, in einem höhern Alter hingegen, durch langes Dienen, sich bestoßen und schlitzen.

  • * *

Ich komme nunmehr auf die Verrichtungen oder Geschäffte der Bienen. Diese gehen insgesammt auf der Bienen eigene und des ganzen Schwarms Erhaltung, I. durch Einsammlung und gute Verwendung der Mittel zu ihrem Unterhalt; II. durch Fortpflanzung ihres Geschlechts; III. durch Abwendung der Gefahren, oder die Vertheidigung.

I. Das erste oder das Nahrungsgeschäfft, begreift theils das Einsammeln, theils die gute Verwendung des Eingesammelten, in sich.

Ausser dem Stocke sammeln sie ein, was zu ihrem Unterhalt gehöret; als: 1) Honig; 2) Wachsmehl; 3) Kleister oder Kütt; 4) Wasser, und 5) einige Salz=Theile. Diese sind uns bekannt. Vieleicht sammeln sie auch noch andere uns unbekannte Dinge.

Den Honig sammeln sie vermittelst ihres Rüssels, den sie unter den zwei hervorragenden Zähnen niederlassen. Viele, sowohl alte als neue, Naturkündiger, haben den Rüssel gleichsam für eine Pumpe gehalten, wodurch der Honig aus den Blumen herausgesogen würde, so wie der Elephant mit seinem Rüssel das Wasser einsauget, welches er nachher aus selbigem in den Magen laufen läßt. Reaumür aber, und Andere nach ihm, wollen gefunden haben, daß der Rüssel weder durchlöthert, noch schwammigt, sondern knorpelig und haarig, sey. Nach dieser Erfahrung lecken die Bienen den Honig in dem Boden der Blumenkelche auf, fast so wie es die Hunde machen, wenn sie trinken, daß der Rüssel durch seine Beugungen und wurmförmigen Bewegungen <4, 488> den Honigsaft zwinget, vorauszugehen. Die Zunge nimmt alsdenn den Honig von dem gegen das Maul gebogenen Rüssel ab, bringt ihn ins Maul, und von dort geht er durch den Schlund in den ersten Magen. Dieser ist nicht bloß eine Blase. Er gehet, indem er vorn schmäler wird, in den andern Magen hinein. Dieser ist länglich, und wie eine Tonne, mit sehnenartigen Bändern umgeben, und durch die daran hangenden Gedärme eingeschnürt. Man findet den Honig nur im ersten Magen, und das rohe Wachs im andern. Die Bienen lecken diesen Honig aus den Blumenkelchen, und dem darunter liegenden Honigsack oder Honiggefäß (Nectarium), selbst, oder von denen Theilen der Blumen, welche um das Honiggefaß herum sind, und auf die der Honig aus diesem ausschwitzet. Sie lecken aber auch den Honig aus dem auf, was auf andere Theile der Pflanzen von dem süßen Pflanzensaft bei großer Hitze ausschwitzt, und entweder dort liegen bleibt, oder von der Wärme in die Luft, und in dieser nahe am Horizont rings herum getrieben wird, und endlich auf Blumen und Blätter hinfällt. Endlich lecken sie auch den sußen flüßigen Auswurf aus, den die Blattläuse durch zwei an ihrem Hintern stehende Hörnlein von sich spritzen. Die beiden leztern Feuchtigkeiten sind der Honigthau. Bei reichem Honigthau, der durch Blattläuse auf Linden, Eichen etc. ist, tragen Bienen ihren Korb in kurzer Zeit voll, wie wann viele honigreiche Blumen in der Nähe sind, aus denen sie den Honig leicht sammeln können, weil die Blumen platt und offen sind, und der Honig nicht tief unten aus der Blumenähre zu hohlen, oder vorher diese Röhre zu durchbohren ist. Das Wetter mus aber auch günstig seyn, so daß sie ausfliegen können, und dieser Saft auch zum Einsammeln in gehöriger Menge und Beschaffenheit da sey. Der Honig bekommt erst in dem Leibe der Biene, durch Gährung, oder Einmischung gewisser Säfte des Leibes, oder durch beides, <4, 489> seine gehörige Zubereitung. Nach Verschiedenheit der Natur der Bienen ist diese Zubereitung, und also auch der Honig selbst, verschieden; er ist aber auch nach dem Honigsaft, den sie draussen einsammeln, und welcher in verschiedenen Pflanzen und Böden, worinn diese stehen, verschieden ist, wie auch nach demjenigen, was ihm in den Zellen begegnet, unterschieden. Daher kommt es, daß ein Honig eine andere Farbe, Geschmack, Kraft und Wirkung, auch Consistenz, als der andere hat, z. E. der eine schädlich ist, der andere nicht. Da die Kräuter in den südlichen Ländern kräftiger sind, so ist auch daselbst der Honig besser. In Frankreich rühmet man den narbonnischen Honig. In den nördlichen Ländern wird der litthauische und rußische für den besten gehalten. Reaumür hat versucht, den Bienen in Wasser aufgelöseten Zucker zu geben, um zu sehen, ob nicht der Honig besser werden würde. Er meldet auch, daß er zwar in etwas besser geworden sei, dennoch aber den gewöhnlichen Honig=Geruch und Geschmack gehabt habe. Er erzählet auch, daß die Bienen bei gutem Wetter lieber selbst ausgeflogen, um Honig zu sammeln. Sie werden also, ohne Zweifel, eins mit dem andern vermischt haben. Sie wollten auch nichts vom Wachse, welches er ihnen vorgesetzt hat, nehmen. Schiotte hatte auch, um einem späten Nachschwarm zu helfen, ihnen in Wasser aufgelöseten Zucker und Wachs vorgesetzt. Jenes leckten sie ganz auf; das leztere aber wollten sie nicht anrühren. Dieses ist unstreitig ein gewisses Zeichen, daß sie das Wachs, wenn sie es nicht selbst bearbeiten, nicht von einem Ort zum andern bringen können.

Die Bienen fliegen, sowohl um sich mit Wachs zu beladen, als Honig zu sammeln, von einer Blume auf die andere. Zum Bau der Zellen bedürfen sie des Wachses. Mit dem Honig füllen sie dieselben. Sie brauchen darzu viele Tragten. Zuerst füllen sie die obersten Räume in den Wachstafeln. Den ersten Magen ziehen sie zu<4, 490>sammen, und dehnen ihn wechselsweise wieder aus, um den Honig auszugießen. Auf dem Honig, der in den Zellen liegt, sie mögen gefüllt oder nur halb voll seyn, ist gleichsam eine Schale, oder Rinde, auf welchen sie den Honig ergießen, und ihn darinn laßen. Dieser Honig ist dicker, als anderer, und so zäh, daß er nicht wieder ausfließen kann. Da die Zellen wagerecht sind, so lieget auch die Rinde schief. Ehe die Biene davon gehet, bringt sie die Rinde wieder in Ordnung. Sie füllen erst gewisse Zellen, die, wenn es schlecht Wetter würde, und sie vom Sammeln abgehalten würden, zuerst gebraucht werden sollen. Den Honig aber, der oben im Stocke zum Wintervorrath aufbehalten werden soll, bedecken sie mit einem dünnen Deckel von Wachs. Wie und warum dieser Deckel gemacht wird, werde ich nachher, bei Beschreibung des Baues und Nutzens der Zellen, zeigen. Dünstet der Honig dennoch in der Zelle stark aus, so entgehet ihm sein flüßiges Wesen; er wird körnig und steinig, welches dem Schwarm sehr schädlich ist.

Die Bienen sammeln 2) auch Wachsmehl, oder den Saamenstaub der Blumen, und zwar leicht und häufig, wenn die Staubfäden bloß und frei stehen, oder über die Blumen hervorragen. Die Bienen kriechen in die Blume; der Saamenstaub der Blumen, den sie abstreifen, bleibt in ihren Haarwäldern hangen; sie werden über und über staubig; die meisten bürsten, ehe sie heimkommen, mit den Bürsten ihrer Füße den Staub überall von ihrem Leibe ab, und säubern sich; den abgebürsteten Staub sammeln sie, bringen ihn mit den vordern auf die mittlern, und von diesen in die Höhle der Schaufel der hintern Füße; so oft sie etwas dahin bringen, pritschen sie es mit der Bürste anderer Füße 3 bis 4 mahl an das übrige hin. Ein hinterster Fuß übergiebt es auch unter dem Bauch an den andern hinüber, und pritscht es dort an. Ist der Staubbeutel am Staubfaden in der Blume noch nicht offen, so beißen <4, 491> sie ihn mit ihren Zähnen auf. Den herausspringenden Saamenstaub nehmen die vordern Füße von den Zähnen weg, und endlich kommt er auf obige Art in die Höhle der hintersten Schaufel. Auf solche Art entstehen die Höslein oder Wachsbällchen an den hintersten Füßen, oft so groß als ein breitgedrücktes Pfefferkorn, und von verschiedener Farbe, weil der Saamenstaub ebenfalls verschiedene Farben hat. Im April und Mai sammeln die Bienen von Morgen bis Abends Wachsmehl; in den Sommermonathen vornehmlich Morgens bis 10 Uhr, und sodenn in den übrigen Stunden Honig. Denn, wenn die Sonne heiß scheinet, so ist dieser Saamenstaub zu trocken, und seine Körnlein laßen sich nicht leicht in Bällchen vereinigen, und heimtragen. Jedoch thun es einige später, und bringen das Wachsmehl vornehmlich aus den Blumen in schattigen und wässerigen Orten, wo die Blumen um diese Zeit eben so feucht, als andere Morgens früh sind. Besonders thun es neue Schwärme, welche erst Waben (Wachskuchen) bauen müssen. Das beßte Wachs geben Rosmarin, Thymian, Lavendel und Majoran. Reaumür berechnet ihre Wachssammlung sehr artig. In einer Minute können 100 Bienen ein= und ausfliegen; in einer Stunde 16000; und in 14 Stunden des Tages, 84000 ihren Aus= und Einflug zurücklegen. Den Stock schätzt er auf 18000 Bienen. Eine jede Biene mus demnach 4 bis 5 mahl im Tage ausfliegen. Den übrigen Theil des Tages ruhen sie, oder haben andere Verrichtungen. Hierinn wechseln sie ab. Er glaubt, daß einige wohl siebenmahl am Tage ausfliegen. Acht solcher Wachsstücke oder Wachsbällchen, als sie mit sich führen, wiegen 1 Gran: 84000 machen demnach 1 Pfund, 1284 Gran, aus. Sie können wenigstens in 15 bis 16 Tagen soviel sammeln. Rechnet man nun ausserdem die ganze Sammlung in einem ganzen Sommer, so müßten in einem Bienenstock 100 Pf. <4, 492> Wachs seyn, da doch nur in demselben nicht über 2 bis 2 1/2 Pfund sind. Sie ziehen also aus dem Wachsmehl nur einen sehr kleinen Theil wirkliches Wachs. Der größte Theil dieser Materie dient zu ihrer Nahrung, und das ubrige unverdaute geht als ein Auswurf aus ihrem Leibe fort. Denn sie essen dieses Wachsmehl, welches durch ihr Maul in den ersten Magen gehet, daselbst mit Honig sich vermischet, und alsdenn in den zweiten Magen und in das Eingeweide kommt, wo ungefähr die Scheidung des einen Theiles zur Nahrung, des andern Theiles aber, nehmlich gröbern, unverdauten, als eines durch den Hintern abgehenden Auswurfs, und des wirklichen Wachses geschiehet, welches durch die 6 Ringel, die an ihrem Hinterleibe sind, herausschwitzet, und zwischen selbigen als ein Blättlein sich zeiget. Es dringt nehmlich durch diese kleine Klappen, die wie Fischschuppen aussehen, und durch die daselbst befindlichen Schweißlöcher, als ein fettiges harziges Wesen hervor. Wenn der Magen, der zu derselben Zeit vermuthlich wellenförmige Bewegungen machen mus, wie er denn auch lauter Ringel hat, sich recht erwärmt hat: so schwitzt er, und dieser Schweiß tritt in sehr zarten Blättlein zwischen die Schuppen, welche gleich an dem Magen liegen. Der Magen erfüllt wirklich den ganzen Hintertheil der Biene, und kann also das Wachs allen 12 Ringeln zuführen. Die Bienen wißen alsdenn diese warmen zarten Wachsscheibchen mit ihren Füßen und einer unglaublichen Geschwindigkeit aus seinen Fächergen heraus zu ziehen, und ihre Zellen davon zu machen.

DDC-Icon Die Ehre dieser Entdeckung, wie es mit dem Erzeugen des Wachses zugehe, die so viele 1000 Jahre verborgen geblieben, war Teutschland auf behalten. Maraldi, welcher seine Betrachtungen durch einen gläsernen Bienenstock machte, wollte zwar gesehen haben, daß sie es zu Hause verschluckten, daselbst in dem zwei<4, 493>ten Magen kochten, und dann endlich ganz weiß durch die Eructation wieder von sich gäben, und sodenn ihre Zellen davon baueten. Er stellte sich ungefahr die Sache wie das Semmelbacken vor, und wollte sogar das Knäten mit den Ballen ihrer Füße wahrgenommen haben. Daß Maraldi etwas der Sache ähnliches gesehen haben mag, glauben wir; denn mit dem Vorwachse (Propolis) haben, wie ich weiter unten zeigen werde, die guten Bienen viele Arbeit, ehe sie es von ihren Beinen abnehmen, und gehörigen Orts anwenden. Allein, vom Wachse war es unmöglich. Dem ungeachtet glaubte man es ihm. Selbst der große Reaumür ließ sich überreden, die Sache für wahr anzunehmen, und keine eigene Untersuchungen darüber anzustellen. Und so glaubten es auch die andern Naturforscher mit. Die andern seltsamen Einfälle, die hierbei in den ältern und neuern Zeiten gemacht worden, sind nicht einmahl des Erzählens würdig; wie z. E. des Ritters Dobbs in England, welcher die Welt bereden wollte, sie gäben es zu der Zeit, statt des Auswurfs der Natur, von sich; Andere, sie bliesen es von sich, u. s. w. Vor ungefähr 30 Jahren, war Hr. Herm. Christ. Hornbostel, damahls Pfarrer zu Dörvern, in der Grafschaft Hoya, und nachheriger Prediger zu Hamburg, so glücklich, dann und wann weiße Blättchen zur besten Nahrungszeit unter ihren Schuppen zu entdecken. Er forschte weiter nach, und fand nach genauen Untersuchungen, daß die Bienen das Wachs allemahl aus denen 6 Ringeln schwitzten, die sie unter dem Leibe haben, wenn sie es für nöthig fänden. Diese physikalische Erfahrung entwarf er, und schickte sie zur öffentlichen Bekanntmachung zu der 2ten Abhandlung des 2ten Bandes der vermischten Hamburgischen Bibliothek ein, jedoch unter dem angenommenen Nahmen Melittophilus Theosebastus. Einen kurzen und faßlichen Auszug davon, hat uns Hr. Hofr. Kästner, in seiner Sammlung,<4, 494> die Bienenzucht betreffend, S. 316--324, geliefert. Hr. Hornbostel entdeckte sich nachher, und bekräftigte seine Erfindung mit Widerlegung einiger Einwendungen, die ihm vom Hrn. Probst Stieglitz in Pasewalk, in Schriften waren gemacht worden. Eben dieselbe Entdeckung machte auch Hr. Pr. Krüger in Helmstädt, im 9ten Bande des Hamb. Magaz. S. 367, f. bekannt.

Der Nutzen, der aus dieser Entdeckung folget, ist vielfach. Denn 1) da das Wachs ausgeschwitzt werden mus, so mus ihre Werkstatt nothwendig warm seyn. Man mus daher ihre Stuben so einrichten, daß sie nie zu kalt sind, die Ritzen nach der Zeidelung vest verschmieren, das Flugloch klein machen etc. 2) Da das Wachs ausgeschwitzt werden mus, so ist es natürlicherweise unnöthig, sehr zeitig zu zeideln, weil auch die äussere Luft erwärmt seyn mus, wenn es im Stocke warm seyn soll. Durch allzuzeitiges Zeideln hindert man sie in ihrer Brut; und ohne Wachs können sie doch nicht bauen. Man laße sie also den März und Februar ruhig auf ihrem alten Gewirke sitzen, und recht viel junges Volk ausbrüten. Wenn man alsdenn bei warmer Zeit zeidelt, so machen sie mehr in 8 Tagen, als vorher in 8 Wochen. 3) Ist es natürlich, daß eine Handvoll Bienen wenig taugt. Es mus recht warm seyn, wenn eine Handvoll Bienen Wachs machen soll. Kleine Schwärme sind also auch aus diesem Grunde zu verwerfen. Sie können sich in keiner egalen Wärme hinlänglich unter einander erhalten. 4) Daß es unmöglich ist, ihren Bau mit anzusehen, weil er allemahl in dem Innersten des warmen Klumpens geschiehet. 5) Da das ganze Wachs ein recht balsamischer Extract ist, der in dem schönsten natürlichen Kolben destillirt worden, und nichts unreines behält, so kann er ohne Schaden mit dem Honig gegessen werden.

Nicht alle Bienen machen gleich weiß und gleich gut zu bleichendes Wachs. Es ist selbiges, nach der Natur der Bienen, des Saamenstaubs, und des Alters, unterschieden. Je öfter in der Zelle Honig gewesen, gebrütet worden, Ausdünstungen und Auswürfe der Bienen darauf gekommen, desto dunkler wird sie, und die Materie, woraus sie bestehet, oder das Wachs. <4, 495>

Garten, Betrachtung von der Arbeit der Bienen, st. im 1 St. der gesellschaftl. Erzähl. etc. Hamb. 1753, gr. 8. S. 33--39.

A letter from ARTHUR DOBBS, to Charl. Stanhope, dated Castle-Dobbs, Oct. 22, 1750, concerning Bees, and their method of gathering Wax and Honey, st. im 46 B. der Philos. Transact. No. 496, for Nov. & Dec. 1750. S. 536--549.

T. Ubers. u. d. T. Von den Bienen, und ihrer Art und Weise, das Wachs und das Honig zu sammeln: st. im 1 St. des 9 B. des Hamb. Magaz. 1752, 8. S. 49--65.

Eine andere Uebers. u. d. T. Von der Art, wie die Bienen Wachs und Honig zubereiten: st. im 9 Th. der Oecon. Physical. Abhandl. Lpz. 1756, 8. S. 228--235.

Bevestigung der Hornbostelischen vortreflichen physikalischen Erfahrung, daß die Bienen das Wachs ausschwitzen; in einem Briefwechsel zwischen dem seel. Hrn. Hauptpastor Hornbostel in Hamburg, und dem Herrn Probst Stieglizen zu Pasewalk in Pommern: st. in den Abhandl. der Oberlausitz. Bienengesellsch. v. J. 1767, S. 1--20.

3) Das Vorwachs, oder der Kütt, so die Griechen und Lateiner Propolis nennen, ist vom Wachs unterschieden, und nichts anders, als ein zähes und kleberiges Harz, oder eine fette Materie, welche die Bienen mit den Zähnen, oder mit den am Kopfe sitzenden kleinen Beiszangen, von den Knospen und jungen Reisern der Erlen, Eschen, Pappel=Weiden=Birken=Tannen=Fichten= und andern Bäume abreiben, und wie den Blumenstaub, aber nicht im Fliegen, sondern sitzend, an die Beine kleben. Es geschiehet fast nur in den ersten Zeiten, wo sie sich in einem Stock niedergelaßen haben, daß sie auf die Einsammlung dieser Materie ausgehen. Sie bringen dieselbe des Abends zum Stock, ohne Zweifel weil sie alsdenn am weichsten ist, gleichwie sie das rohe Wachs des Morgens sammeln, weil es alsdenn, da es feucht ist, am besten zusammenhängt. Sie sammeln sie langsamer und mühsamer, als Wachsmehl. Sie beißen und ziehen mit den Zähnen ein klein wenig davon los, und knäten es; die vordern Füße helfen es formiren; sie nehmen es von den Zähnen herab, und geben es den mittlern; diese bringen es in die Vertiefung auf die Schaufel der hintersten Füße, und patschen es mit 3 bis 4 Streichen daselbst an. Der Kütt <4, 496> kommt nicht in der Bienen Leib, und wird dort nicht zubereitet; sondern roh verarbeitet. Im Nothfall tragen sie auch, statt dieses Kütts, eben so etwas von Baumwachs, und wirklichen braunen Wachse, u. d. gl. ein. Die Biene, die den Kütt einträgt, kann sich dessen nicht selbst entledigen. Andere Bienen reißen jede ein Stücklein mit den Zähnen ab, und bringen es zwischen ihren Zähnen dahin, wo eine Ritze zu verstopfen ist, und verarbeiten es also sogleich, ohne etwas in die Zellen in Vorrath zu legen. Sie bedienen sich nehmlich desselben, alle Löcher und Oeffnungen ihrer Wohnung, bis auf das Flugloch zu verstopfen und zu verspünden, wie auch die hölzernen Creuze in dem Bienenstock, auch oft innen alle Wände damit zu überziehen. Durch dieses Mittel verwahren sie sich wider die Kälte, Nässe, und durchdringende Winde, auch Insecten. Es bekommt von Tage zu Tage mehr Vestigkeit, und wird endlich zäh genug, den Bemühungen ihrer Feinde gewissermaßen zu widerstehen. Auch bevestigen die Bienen mit diesem Leim, die Wachstafeln, die sie bauen wollen, an die Seiten des Stockes, und die in demselben befindlichen Creuzstecken.

Das Vorwachs hat einen unterschiedlichen und guten Geruch. Es läßt sich wie Mastix ausdehnen, und ist von verschiedener, doch meistens brauner, oder schwärzlicher, bisweilen auch von einer röthlich=braunen, Farbe. Das gelbe gleicht dem Storax, und zu des Plinius Zeiten brauchte man es auch als ein Rauchwerk, anstatt des Galbanum. Reaumür versichert, daß es in Wein= oder Terbenthin=Geist, ja bloß in der Wärme aufgelöset, ein Firniß sey, womit man dem dünngeschlagenen Silber oder Zinn, mit welchem man Leder oder Holz überziehet, eine schöne Goldfarbe geben könne, ja auch weißen und polirten Metallen, und zwar mit einem Glanze, wenn man Mastix oder Sandarach damit vermische. Das Vorwachs soll auch das aller<4, 497>kräftigste und von der Natur selbst zubereitete Zugpflaster bei Verrenkungen der Glieder abgeben. Man kann es auch, anstatt des Baumwachses, zum Oculiren und Pfropfen, wie auch bei beschädigten Baumrinden, gebrauchen.

4) Mit dem Rüssel lecken die Bienen, so wie den Honig, das Wasser, und aus Mistlachen, und wohin Urin geschüttet wird, aus frischer Erde, salpeterhaften Wänden, u. d. gl. einige Salztheile auf, bringen es in den Magen, und tragen es heim. In Ansehung des Wassers sind sie gar nicht ekelhaft.

Was die Bienen an Honig und Wachs sammeln, das wenden sie 1) zu ihrer und ihrer Gesellen gegenwärtigen und künftigen Nahrung, 2) zum Bau und Bedeckung der Zellen, und endlich 3) zur Bevölkerung oder zum Brüten an. Von ihrer Nahrung werde im 7ten, und von ihrem Brüten, im 5ten Abschnitt handeln. Hier beschreibe ich den Bau ihrer Zellen, Fr. Alveoles oder Cellules, und desjenigen, was aus der Vereinigung vieler Zellen entstehet, oder der sogenannten Kuchen (Tafeln, Scheiben, Waben) und zwar sowohl der Wachs=Tafeln, Fr. Gateaux de cire, als auch der Honig=Waben, Fr. Rayons, welche insgesammt auch das Gewirke oder Roß (Rooß), L. Favus, genennt werden.

Die Bienen fangen an, von oben herab, ihre Zellen zu bauen, und fahren damit fort, bis zum Untern; weshalb auch, wie ich weiter unten zeigen werde, Untersatze den Aufsätzen vorzuziehen sind. Sie machen erst eine Anlage zu jeder Zelle, oder zu jedem Raum. Darnach hohlen sie diesen Boden aus, in 3 viereckige schiefe Flächen oder Rhombos, welche mit dem einen Winkel, oder einer Spitze, unten spitzig zusammengehen, so daß die Eier, und die den Würmern zur Nahrung nöthigen Flüßigkeiten darinn liegen können, ohne auszufallen. In der Zeit, da einige auf einer Seite dieses machen, <4, 498> arbeiten zugleich andere auf der andern Seite, damit keine Zeit verlohren gehe, auf gleiche Weise, jedoch so, daß die drei Rhombi im Boden einer neuen Zelle, eine Zusammenfügung von 3 Rhombis verschiedener Zellen sind. Dieser Boden stehet demnach zwischen den äussersten Ecken von drei Zellen, und so fort die übrigen. Es gehet bei solcher Einrichtung kein Raum und kein Wachs verlohren, und die Zellen werden desto stärker. Wenn der Boden also schräg errichtet ist, führen sie auf den beiden Seiten eines Rhombi zwei Trapezia oder schräge Seiten auf, so daß ein Winkel, nach des Rhombi Winkel 109 Grad, 28 Minuten ausmacht, wie solches Maraldi ausgemessen hat. Hr. v. Reaumür ersuchte den Hrn. König, einen würdigen Schüler des berühmten Bernoulli, zu untersuchen, was die zu diesem Winkel gegebene Größe seyn mögte, wenn man das möglich wenigste Wachs zu einer Zelle von eben dem Umfange anwenden wollte; und dieser Mann fand durch eine höhere und den Alten unbekannt gewesene Geometrie, nehmlich durch die Infinitesimal=Methode, daß der quästionirte oder stumpfe Winkel in diesem Falle 109 Gr. 26 Min. und der spitzige 70 Gr. 34 Min. seyn müßte. Diese Beobachtung des berühmten Meßkünstlers König wurde nachgehends durch Hrn. Maclaurin in England bestätigt, welcher zugleich die aus dieser Zusammensetzung der Zellen entstehende Vortheile gezeigt, und sehr gründlich dargethan hat, daß die Bienen die beste Figur unter allen zu ihren Zellen wählen, und solche nicht etwa nur obenhin, sondern mit der größten Genauigkeit bauen, ja, daß ihr Verfahren hierinn durch die größte Kenntnis der Meßkunst nicht hätte verbessert werden können. Jedoch führen die Bienen gedachte Seiten nicht auf einmahl zu ihrer völligen Höhe auf, sondern verfertigen zwei andere, welche eben so hoch sind, und endlich die beiden lezten, daß alle 6 Seiten gleiche Höhe haben. Darauf fangen sie an, 2 andere <4, 499> Seiten selbiger Zelle zu verfertigen, und so die andern nach einander, bis alle 6 Seiten ihre vollkommene Höhe und Tiefe erlangt haben. Nachher machen sie dieselben dünn, eben und glatt; und weil die Seiten so dünn sind, daß ihrer drei nur die Dicke eines Papiers haben, so machen sie, damit selbige stark genug seyn, oben um die ganze Zelle einen Rand von Wachs. Bei dieser sechseckigen Figur ihrer Zellen, haben sie, ausser den oben angeführten Vortheilen, auch diesen, daß sie vor allen andern Figuren den meisten Honig annehmen und enthalten können. Dieses hat der große griechische Mathematiker Pappus nicht ausrechnen können, weil zu seiner Zeit die Ausrechnung des unendlich Kleinen noch nicht erfunden war. Von diesen 6 Seiten ist eine jede, eine Seite von 6 andern Zellen, so daß kein Platz übrig oder darzwischen bleibt. Reaumür lehrt uns, daß diese 6 Seiten nicht gleich=breit, sondern daß 2 breiter sind, als die übrigen 4, und also über die Seiten des Rhombi ausgehen. Er glaubt, daß dieses mit Fleiß geschehe, damit die Eier, der Wurm, und die ihm zur Nahrung dienenden Flüßigkeiten, eine desto sicherere und unbeweglichere Lage haben. Er zeiget auch, daß alle Zellen, in Ansehung des Bodens, der Seiten und Höhe, nicht eben so genau übereinstimmen und ordentlich sind. Die Ursache hierzu ist vieleicht entweder der Raum, oder bisweilen der ungleiche Fleiß der Arbeiter. In gewissen Zellen machen sie einen Boden aus vier Scheiben. Von diesen sind zwei vollkommen viereckig, die übrigen zwei aber haben viele und ungleiche Ecken. Solche Unordnungen verbessern die Bienen, sobald möglich, und bringen ihre Gebäude in richtige Gestallt. Maraldi berechnet ihre Zellen, daß sie 5 bis 6 Linien tief, etwas über 2 Linien breit, und also im Durchschnitt über, ungefähr 1/3 so breit, als so tief sind. Die Tafeln mit ihren einander entgegengesetzten Zellen, sind 1 Zoll dick. Reaumür behauptet, daß 20 Sechsecke oder Zellen in gerader Li<4, 500>nie neben einander, 4 Zoll ausmachen. Also hat eine jede Zelle im Durchschnitt 2 2/15 Linien, und eine Tafel, die 15 Zoll lang, und 10 Zoll breit ist, hält mehr als 9000 Zellen. Die Bienen wohnen nicht in den Zellen, sondern sie halten sich, wenn sie nicht arbeiten, zwischen den Tafeln oder Kuchen auf, und zwar zwischen den innersten, weiches ihr Nest ist. Daselbst hangen sie an einander herab, so daß die untere mit den vordern Füßen sich an die hintern Füße der obern hängt, wie man es siehet, wenn ein neuer Schwarm sich z. E. an einen Baum anlegt, wie ich im 5ten Abschn. zeigen werde. Auf solche Art ruhen sie aus, und so schlafen sie im Winter.

Die Zellen sind bestimmt: 1) den Vorrath des Honigs auf den Winter zu verwahren. Diese sind viel tiefer, als die andern, und mit einem kleinen Deckel, Fr. Cataracte, zugemacht; siehe m, m, m, PfeiliconFig. 171. Wenn die Honig=Erndte gut ausgefallen ist, so trifft man in jedem Stock etliche Kuchen an, deren Zellen auf dergleichen Art insgesammt verschlossen sind. Diesen Deckel machen sie auf folgende Weise. Sie setzen erst einen, und darnach den andern Ring an den dicken Rand der Zelle. Mit dieser Ansetzung der Ringe fahren sie so solange fort, bis nur ein kleines Loch in der Mitte bleibt, welches mit einem einigen Körnlein Wachs verschlossen werden kann. Die Zelle ist fast völlig, bis an den Rand, mit Honig angefüllt, und es mus der Deckel nicht nur genau über die Zelle passen, sondern auch dergestallt angebracht werden, daß er die Fläche des Honigs nicht berühre, und das Wachs, welches dazu gebraucht wird, mit dem Honig nicht benetzet werde. Wenn die Bienen auf die iztbeschriebene Art, ihre Zellen, worinn sie Honig aufheben wollen, verschlüßen und zuspünden: so geschiehet es nicht, wie Einige geglaubt haben, um das Auslaufen zu verhindern. Denn Reaumür hat beobachtet, daß der Honig auch aus solchen Zellen, welche offen sind, und beinahe wasserrecht liegen, nicht läuft. Der Rahm, oder die obere Rinde des Honigs, ist gar wenig flüßig, und hilft den andern Honig, welcher flüßiger <4, 501> ist, zurückhalten. Hierzu kommt noch, daß der Honig allezeit eine dicke Feuchtigkeit ist; daß das Geschirr oder die Röhre, worinn er enthalten, keine sonderliche Weite hat, und daß der Honig sich stark am Wachs anhält. Auch geschiehet es nicht darum, weil sie ungern über die mit Honig gefüllten Zellen gehen, als welches sie täglich thun; noch auch, um den Honig dadurch denen Verfressenen und Faulen versperren zu wollen, damit diese sich nicht so leicht mit Honig anfüllen könnten, und vorher die Mühe haben müsten, die Zellen zu öffnen. Sondern eine andere Ursache bewegt sie, den Honig, welchen sie aufheben wollen, wohl verschlossen zu halten. Sie wollen nehmlich, daß derselbe eine gewisse Flüßigkeit behalte, und lieben denjenigen nicht, welcher, wie Zucker, hart und körnig geworden ist. Es würde aber aller Honig in den offenen Zellen noch vor Ausgang des Winters hart und körnig werden, weil die große Hitze in dem Stock die Feuchtigkeit, welche den Honig flüßig erhalt, in wenig Monathen verzehren würde.

Die Zellen sind 2) dazu bestimmt, junge Bienen darinn auszubrüten, oder die Eier und Maden der Bienen zu beherbergen. Eben daher sind sie auch verschiedener Größe, weil dreierlei Bienen darinn ausgebrütet werden. Die meisten und kleinsten dienen zu Brutzellen für die Arbeitsbienen. b, b, PfeiliconFig. 171, sind zugespündete Zellen, worinn noch junge Bienen befindlich sind; und u, u, u. offene Zellen, aus welchen sie bereits gekrochen sind. Diejenigen, welche Brutzellen für die Männlein sind, oder die Maden der Drohnen in sich fassen, sind viel größer. Jene sind 5 1/2 , diese hingegen ungefähr 8 Linien tief. Diejenigen aber, so bestimmt sind, denen Maden, welche sich in Mutterbienen verwandeln sollen, zur Behausung zu dienen, sind von den andern gänzlich unterschieden. Wenn die Bienen darinnen nicht ihre Geschicklichkeit, durch die Artigkeit, Uebereinstimmung und Ordnung ihres Werks blicken laßen, so legen sie doch ihre Pracht durch die Verschwendung des Wachses, und durch den Aufwand, den sie machen, darinnen deutlich an den Tag. Diese Zellen sind rund und länglicht, d. Sie stehen meiftens am Rande, selten <4, 502> in der Mitte des Kuchens, in der Form eines Eichel=Käppchen, aus welchem eine Eichel gefallen, oder einer Nußschale, jedoch so, daß sie vorn enger zusammengehet. Wenn die Mutterbiene ausgekrochen ist, so stehen sie offen; siehe d. o, und r. e. Viele werden nur halbausgebaut gelaßen, weil ihnen die Lage nicht anstand; siehe c. o. Die königlichen Zellen sind mit verschiedenen Erhebungen und Vertiefungen gleichsam ausgeziert, und 15 bis 16 Linien tief. Ihre Wände sind sehr dick. Eine einzige von diesen Zellen wiegt 100 bis 150 mahl mehr an Wachs, als 1 Zelle zur Ausbrütung einer gemeinen Biene. (Siehe den 5ten Abschnitt.) In einigen Stöcken findet man nur 2 bis 3 Zellen für Bienen weiblichen Geschlechts; in andern, gegen 40. Weil diese Zellen ausserhalb den Wachstafeln hängen, und sie dadurch in Verlängerung derselben durch Anbauung mehrerer Zellen gehindert werden, nehmen sie dieselben von einander, sobald die weiblichen Bienen hervorgekommen, und bauen daraus andere kleinere Zellen. Dieses thun sie ohne Zweifel, damit die Bienenmutter neue und frische Zellen haben möge, die zur Brut die sichersten sind.

Die Bienen sind in einem leeren Stocke ausnehmend fleißig. Sie verfertigen so viele Zellen, als möglich, und zur Brut und zum Honig nöthig sind. Sogleich können sie dieselben nicht poliren und ausputzen. Maraldi hat bemerkt, daß sie an Einem Tage eine Wachs=Tafel, die 1 Fuß lang, und 1/2 breit ist, verfertigen können. Eine solche Tafel enthält bei 4000 Zellen. Das Wachs bearbeiten sie, wie oben Pfeil-IconS. 490, f. gezeigt worden, mit zwei Zähnen. Die Hörner und Vorderfüße müssen dabei behülflich seyn. Dieses geschiehet so schleunig, und unter einer so großen Menge, daß man es kaum wahrnehmen kann. Sie lösen einander ab, bei der Arbeit, oder helfen einander. Einige nehmen denen zum Stock kommenden Bienen das Wachs ab. Einige reichen den Arbeitern mit ihren Rüsseln Honig zu Nah<4, 503>rung. Sie verfertigen auf einmahl 2 oder 3 Wachstafeln, damit desto mehrere zugleich arbeiten können. Sie setzen diese so weit von einander, daß 2 Bienen bequem einander vorbeigehen können. Um weitläuftige Umwege von einer Wachstasel zur andern zu erspahren, und desto leichter von einem Kuchen zum andern zu kommen, machen sie Oeffnungen oder Durchgänge, und gleichsam Queerstraßen durch die Tafel, wie f, f, PfeiliconFig. 171, vorstellet. Der ganze Stock kann aus 7 solchen Tafeln bestehen. Sie bauen sie gemeiniglich senkrecht, doch auch bisweilen schräg. Sie beugen auch oft eine Tafel von unten, unter die andern herauf. Dieses geschiehet, ohne Zweifel aus der Ursache, damit die mit Brutbienen, Honig und Wachs angefüllten Wachstafeln dadurch unterstützet werden mögen, wenn sie fallen wollen. Ungeachtet eine jede Tafel mit einem Fuß von Wachs oben im Korb, auch zur Seiten, die äussere an den Wänden, die innere aber an den äussern Kuchen, bevestigt ist: so können die Tafeln doch herab fallen, wenn ihr Gewicht den Fuß, woran sie oben hangen, losreißt. Dies geschiehet meistens, wenn die Körbe groß, und die Kuchen lang und breit sind, viel Honig und Brut in sich fassen, und dies Gewicht noch zu der Schwere und Bewegung der Bienen, die auf dem Kuchen hin und wieder gehen, kommt; besonders, wenn die Hitze das Wachs erweicht oder schmelzt. Es ist daher gut, ein hölzernes Creuz in der Mitte des Stocks zu errichten, welches vom Boden aufgerichtet, queer über, im Stocke gehet, und das Gewirke tragen hilft. Reaumür macht den Ueberschlag, daß in einem Stocke, der 19 Zoll hoch, und unten 17 breit ist, und 7 Tafeln hat, 50000 Zellen seyn müssen. Von diesen enthalten die 20000, Eier, Würmer, und Nymphen.

Ausser der izt beschriebenen gewöhnlichen Bau=Art, führt Schiotte dennoch ein Beispiel an, da ein kleiner Theil eines Schwarms, queer <4, 504> über im Stock, und folglich wagerecht gebauet hatte. „ Da der Stock, welcher aus Roggenstroh war, oben kugelrund war, versertigten sie eine Wachstafel, die umher ganz rund war Sie war in der Mitte dick, und zu allen Seiten dünn. Sie gleichte vollkommen einem nach Art der Brenngläser geschliffenen auf beiden Seiten erhabenen Glase. Sie war im Durchschnitt 7 Zoll, und in der Mitte 2 Zoll dick. Die mittelsten Zellen waren demnach einen Zoll tieser, und die an den Seiten wurden immer niedriger. Hingegen waren sie viel weiter, als die mittelsten, insonderheit auf der einen Seite. Ich kann nicht glauben, daß diese zur Brut bestimmt gewesen, indem der Schwarm, ohne Zweifel, keine Bienenmutter gehabt, deswegen verließen sie auch gegen den Winter ihren Stock, wie der größte Theil vorhin, als sie schwärmen sollten, gethan hatte. Vieleicht waren diese Zellen so weit gemacht, damit sie, ob sie gleich niedrig waren, dennoch mehrern Honig fassen mögten. In der Länge waren 30 Zellen in einer Reihe, und folglich nicht mehr, als 4 1/3 auf jeden Zoll. Eine jede Zelle hielt deswegen nicht vollkommen 3 Linien. In der ganzen Tafel auf beiden Seiten waren ungefähr 900 Zellen. Dies alles kommt mit der Berechnung des Reaumürs sehr genau überein. Die ganze Tafel wog 2 1/2 Loth. Man ersiehet hieraus die Sparsamkeit der Bienen im Gebrauch des Wachses. Vierzig Zellen waren mit einer dicken Feuchtigkeit angefüllt. Diese schien eine Vermischung von Wachs und Honig zu seyn, und hatte keinen sonderlich süßen Geschmack. Es war vieleicht das sogenannte Bienenbrod. Hingegen war sehr vieles Wachs von der Tafel abgestoßen. Es ist demnach richtig, daß man in einem Bienenstock nicht mehr, als 2 bis 2 1/2 Pfund Wachs findet. Die Zellen waren schief gebauet, und hatten nach einander diese schiefe Lage Dieses war ohne Zweifel deswegen gemacht, damit die Bienen desto besser hineinkommen könnten, und der Honig desto sicherer in den Zellen, ohne auszuflüßen, aufbehalten werden mögte ”

Die Bienen arbeiten an Waben und Zellen am liebsten auf derjenigen Seite des Korbs, welche auswerts gegen die Sonne gekehrt ist. Hieraus werde ich unten im 14ten Abschn. die Nothwendigkeit einer gewissen, nach dem Zeideln zu beobachtenden Stellung, herleiten. <4, 505>

Je älter die Zellen werden, desto enger, und desto dunkler von Farbe, die im Anfang weiß ist, werden sie, von dem, was die junge Biene in der Zelle zuruck läßt, und die alte nicht völlig wieder wegschaffen können; von dem Satz, der von den darinn bewahrten Nahrungsmitteln dort liegen bleibt; von den Unteinigkeiten, welche die Winters eingeschloßenen Bienen darauf fallen laßen müssen, und endlich von den Motten. Sehr eng gewordene Zellen verhindern die Bienen, daß sie sich nicht vermehren, und nicht Vorrath genug aufheben können; und endlich zerfallen gar zu alte Zellen in ein Gemülle. Der Schwarm geht darüber zu Grunde. Man mus also die Waben erneuern, wenn der Stock lange in gutem Stand bleiben soll. Durch Untersätze bekommt er alle Jahr neue Waben, wenn man jährlich für den Untersatz oben einen Theil des Stocks hinwegnimmt, daher er aus nicht gar großen Theilen bestehen mus, wie man aus dem 6ten Abschnitt mit mehrern ersehen wird.

H. Mathematische Untersuchung des Baues der Zellen, in welchen die Bienen den Honig aufbehalten, st. im 90. St. der Hannov. nützl. Sammlungen, v. J. 1758.

In der französischen Uebersetzung von Lessers Theologie des Insectes, hat Hr. Lyonet, S. 312, f. eine umständliche Beschreibung und Abbildung der Bienenzellen, in Absicht auf das Geometrische ihres Baues, beigefügt.

Of the bases of the Cells, wherein the Bees deposite their honey. Part of a letter from Mr. COLIN MAC LAURIN, to Matt. Folkes, dated Edinburgh. June 30 1743 u. 3 Figg. im 42ten B. der Philos. Transact. No 471, for Nov. & Dec. 1743, Seite 565--571, und ins Lat. übers. u. d. T. Bigutae, qua bases favorum suorum construere solent apes, determinatio per methodum de maximis & minimis; ex epistola celeb. Mac-Laurini,, ad Mart. Folkes: in den Nov. Act. Erud. Lips. A. 1754, M. Aug. Art. 4, S. 452--456.

II. Vieles von dem Eingesammelten verwenden die Bienen zu ihrem zweiten Hauptgeschäffte, zur Fortpflanzung und Vermehrung ihres Geschlechts, durch das Ausbrüten junger Bienen von allen drei Arten, zur Bevölkerung des Stocks und Erzeugung neuer Schwärme, durch natürliche oder freiwillige, <4, 506> und durch künstliche Ableger. Siehe den 5ten und 6ten Abschnitt.

III. Die übrigen Arbeiten der Bienen betreffen ihre Vertheidigung, oder Abwendung der Gefahren, 1) durch Reinlichkeit, 2) durch Verkütten, 3) durch Schildwachten, 4) Kampf und wirklichen Angriff, 5) fliehen, sich verbergen, besänftigen.

1. Es liegt ihnen, wie allen Insecten daran, daß a) in ihre Luftröhren keine unelastische, keine mit übeln faulenden Dünsten angesteckte Luft komme; b) daß ihr Vorrath und Waben und Zellen nicht durch Gährung, Fäulnis und Schimmel verderbt, und mithin alle Fermente darzu weggeschafft werden; c) daß ihnen nicht ihre Zellen verengert, oder durch Mottenwürmer besetzt, zernagt, oder derselben Gespinnste verschlossen werden; d) daß endlich in ihrem Stocke die Luft von Zeit zu Zeit erneuert werde, nie zu warm werde, und sodann ihre Waben zu weich werden, herabfallen, die Brut vor Hitze verderbe, der Honig gähre, säuerlich und ungesund werde. Daher schaffen sie alle dergleichen Dinge aus ihrer Wohnung eifrig und sorgfältig hinaus, und beobachten die strengste Reinlichkeit. Sie säubern, soviel sie können, alle Zellen von den Ueberbleibseln des Honigs, Wachsmehls und der Brut, die vorher drinnen waren; sie ziehen alle todte Brut, alle Mottenwürmer, alle todte Bienen, ehe sie faulen, hinaus; überhaupt alle der Fäulnis unterworfene Cörper, alles Gemülle ihrer Waben, und was Fremdes in ihren Stock kommt. Sie entledigen sich ihres eigenen Unraths ausserhalb dem Stock, damit er nicht auf die Waben falle; daher es ihnen so schädlich ist, im Winter sie bei gelindem Wetter, wenn kein Schnee liegt, eingeschloßen zu halten. Wenn die Hitze im Stock zu groß, und die Luft lange stehend wird: so helfen sie sich durch 2 Mittel. Sie liegen erstlich vor, aussen um den Korb herum, bauen bisweilen aussen an, besonders, wenn der Stock vollge<4, 507>baut und volkreich ist, und schwärmen oft doch nicht. Dieses Vorliegen währt bis in den August, da die Nächte kühler, und der Bienen weniger werden. Allein, dieses Vorliegen ist schädlich; sie tragen nichts ein, zehren vom Vorrath, gewöhnen sich an den Müßiggang, und geben wenig Nutzen. Diesem Uebel hilft man durch leere Untersätze, die ihnen weitern Raum verschaffen, ab. Zweitens bringen sie selbst eine Erneuerung der Luft im Stocke an, indem sie des Nachts beim Flugloch mit ihren Flügeln wedeln, und eine Art von Ventilator anbringen, und uns erinnern, dem Stocke, sonderlich zur Zeit der größten Hitze, und wenn die Bienen im Stocke verschlossen sind, einen Luftwechsel zu verschaffen, indem man oben am Stocke durchlöcherte Luftbleche anbringt, oder an beiden Enden offene Federkiele daselbst einsteckt, und das Flugloch nie anders, als mit einem durchlöcherten Bleche etc. verschlüßet. Wenn die Bienen eines der berührten unreinen Dinge nicht aus dem Stocke schaffen können, so überziehen sie es gänzlich mit Kütt, damit es durch seine Dünste nicht schädlich werden kann. Nimmt die Unreinigkeit, und besonders die Fäulnis und Gestank, überhand: so geht der Schwarm nach und nach zu Grunde, oder es flieget der ganze Schwarm fort, und verläßt den Stock.

2. Vom Verkütten, habe bereits oben, S. 495 gehandelt, so wie auch des Ueberküttens schädlicher Cörper im Stocke, die sie nicht fortschaffen können, kurz vorher Erwähnung geschehen ist.

DDC-Icon 3. Einige bewachen beständig das Flugloch, gehen auch bisweilen, besonders des Abends, um den Stock herum, suchen die Feinde, vornehmlich die Bienenfalter, auf, und vertreiben sie. Wenn sie nicht allein vermögend sind, die fremden Bienen und Feinde vom Eingang in den Stock abzuhalten: so geben sie den andern im Stocke ein Zeichen, und diese kommen ihnen schnell zu Hülfe. Sie bewachen auch andere Oeff<4, 508>nungen ihres Stocks, z. E. Ritzen, Spalten, u. d. gl. wenn sie noch nicht verküttet, oder der Kütt, oder dasjenige, womit sie oder der Wärter die Ritzen verschmieret, abspringt. Sie sehen auch oft die im Stock angebrachten Gläser, wenn man sie nicht sorgfältig und ganz vor dem Eindringen der Lichtstrahlen verwahret, als Oeffnungen an, laufen dahin, überkütten sie, oder bewachen sie wenigstens. Sie bewachen endlich auch im Stocke selbst diejenigen Feinde, die ihnen beim Nachsetzen entflohen, und sich in Ritzen, die zu klein sind, als daß die Bienen sie erhaschen könnten, verkrochen haben, z. E. die Maden, oder Larven der Astermotten. Dergleichen Wachten sind desto stärker, je größer die zu bewachende Oeffnung und die Stärke des eindringenden Feindes ist.

4. Auf gleiche Art treibt auch der Naturtrieb der Bienen dieselben an, die schon an sie gekommene hinderliche und schädliche Dinge zu entfernen. Ihre Bemühungen, die dahin zielen, sind ihr Streiten, ihre Kriege, die sie mit dergleichen feindlichen Dingen führen. Sie bekriegen alles, als einen wirklichen Feind: 1) was einen widrigen empfindlichen Eindruck auf sie macht, entweder durch seinen Geruch, oder daß es ihnen im Wege stehet, und sie daran anstoßen, oder daß es an sie gewaltsam stößt, sie erschüttert und beunruhiget, oder daß es ihnen etwas angenehmes gewaltsam entziehen, rauben, sie davon abreißen will. 2) Sie bekriegen, was nicht die ihnen gewohnte Empfindung macht, was ihnen daher fremd, verdächtig, und als ein vermuthlicher Feind fürkommt, was z. E. nicht den gewöhnlichen Geruch ihres Stocks hat. Aus diesem Grunde verfolgen sie fremde Bienen, die vor ihr Flugloch kommen, als Feinde. Endlich 3) bekriegen sie auch in ihrem Stocke, und tödten, was nicht nur zum gemeinen Besten nichts beitragen kann, sondern auch durch seine längere Gegenwart, und Zehrung vom Vorrath, dem<4, 509>selben grundverderblich würde. Sie bekriegen daher, zur Zeit der bereits oben beschriebenen Drohnenschlacht, ihre eigene Drohnen, die alten unbrauchbaren Bienen, die mißrathenen Jungen, u. s. w. Die Waffen, deren sich die Bienen bei ihren Kämpfen bedienen, sind a) die Zähne, mit welchen sie einander nahe beim Kopfe ins Bruststück kneifen und beißen, und vermuthlich auch dabei die Luftlöcher daselbst verschlüßen. Auf solche Art packen oft 3 bis 4 Bienen eine einige an. b) Sie kämpfen vornehmlich auch mit dem Stachel. Greift eine Biene die andere an, so halten sie einander mit den Füßen, ringen, machen verschiedene Wendungen; und da sie wissen, wo die tödlichen Stiche anzubringen sind, so suchen sie, weil sie durch die Ringe des Leibes gepanzert sind, einen weichen Theil, um den Stachel daselbst anzubringen. Wenn die Biene sich streckt, so wird ein solcher am Halse und zwischen den Ringen etwa so weit frei, daß der Stachel in ihn eindringen kann. Stechen sie etwas anders, als Bienen, so suchen sie ebenfalls einen schicklichen Ort aus, den Stachel anzubringen, wenn die Wut sie nicht verwirret. Die, welche gestochen hat, ziehet ihren Stachel aus der Wunde vorsichtig heraus, wenn man ihr Zeit läßt; sonst aber stirbt sie selbst, wenn sie ihn zurücklaßen mus. Die siegende Biene, welche eine andere todtsticht, setzt sich neben sie auf die 4 vordern Füße, reibet die 2 hintern an einander, nimmt die todte unter den Bauch zwischen die Füße, fliegt mit ihr aus dem Stock, und legt sie irgendwo ab. Bisweilen trägt sie selbige schon gestochen, aber noch lebend, aus dem Stock, und tödtet sie draussen vollends mit den Zähnen.

Die Gefechte der Bienen sind mit Versäumnis ihrer Arbeit und mit Verlust vieler Bienen verbunden. Man verhüte sie daher, oder vermindere sie, soviel möglich. Man gebe selbst ihnen keinen Anlaß darzu, stehe ihnen nicht in den Flug, und beunruhige sie sonst nicht. Man <4, 510> locke ihre Feinde nicht herbei, laße sie nicht in der Nähe bleiben, halte sie noch vielmehr vom Eingang in den Stock ab. Man helfe ihnen wider die, so sie angreifen, z. E. wider Räuber, (wovon der 11te Abschnitt handeln wird) und Drohnen, (auf die bereits oben bei der Drohnenschlacht gezeigte Art) kämpfen.

5. Die von ändern Bienen angegriffene Biene macht sich gar oft dadurch los, daß sie selbige besänftiget. Sie streckt ihren Rüssel heraus; jene lecken ihn nach der Reihe mit dem ihrigen ab, und laßen von ihr ab. Honig den erzürnten Bienen zu geben, ist ein auch sonst zu brauchendes Mittel, die Bienen zu besänftigen, oder ihren Streit zu verhüten beim Copuliren, u. d. gl. Kommen fremde Bienen in einen Stock, und werden von den Bienen des Stocks angefallen: so verbergen sie sich hinter die Waben des Stocks, wenn er bis herab voll gebaut ist, und ihr Eingang Abends geschiehet; ist aber unten viel Raum, oder noch lange Tag, so werden sie aufgesucht und erwürgt. Die Bienen fliehen gar leicht aus einem Stocke, wenn sie unüberwindliche Gefahren darinn haben; z. E. wenn die Motten dermaßen überhand nehmen, daß sie ihrer nicht Meister werden können, desgleichen Faulbrut, Mäuse, u. d. gl. Vor Schwalben und andern dergleichen Feinden verbergen sich die Bienen, wenn niedrige Gesträuche in der Gegend des Bienenstandes sind; sonst aber werden sie häufig aus der freien Luft von den Schwalben weggeschnappt, wenn sie ohne dergleichen Schutz über große Ebenen und Wässer allzuweit fliegen müssen, wie ich unten im 11 ten Abschn. zu zeigen, Gelegenheit haben werde.

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