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8. Von Veränderung des Aufenthalts der Bienen zur Mastung.

Wenn man in der Gegend, wo man Bienen hält, im Sommer nicht Nahrung genug findet, so kann man sie auf die Heide oder sonst in andere blumenreiche Gegenden hin, verführen. Columella belehret uns, im 9 Cap. seines 14ten B. daß, da wenig Plätze so vortheilhaft gelegen wären, daß sie den Bienen sowohl im Anfange des Frühlings, als im Herbste, die nöthigen Nahrungsmittel verschaffen könnten, Celsus der Meinung gewesen, daß man die Bienen, nachdem sie das Frühlingsfutter aufgezehret, an Oerter, die mit Herbstblumen versehen sind, bringen müsse; wie man sie auf dergleichen Art, z. E. aus Achajen nach Attika, aus Euböa und den cycladischen Insuln nach Scyrus, ingleichen in Sicilien zum Berge Hybla von andern Ge<4, 675>genden der Insul zu transportiren pflegte. Er lehret ferner, daß man die Bienen, ehe man sie auf solche Art von einem Orte zum andern brächte, genau untersuchen, und die Wachstafeln, die zu alt, locker, oder von den Motten angefressen schienen, aus den Stöcken hinweg nehmen, und bloß die guten beibehalten müßte, damit jene mit keinen andern Scheiben, als solchen, die von den besten Blumen gesammelt worden, angefüllet würden.

Ein viel jüngerer Schriftsteller, Alex. von Montfort, berichtet in seiner natürlichen Geschichte der Bienen, S. 428, daß die Leute im Jülicher Lande sich eben dieser Methode bedienten, indem sie ihre Bienen zu einer gewissen Jahrszeit an den Fuß mit wildem Thymian bedeckter Berge brächten.

Von demjenigen, was bei solcher Gelegenheit in Frankreich üblich ist, giebt Hr. v. Reaumür folgende Nachricht. Hr. Proutaut hält eine große Anzahl Bienenstöcke. Ihre Lage ist in einer Gegend, wo wenig Blumen, oder wo sie doch nicht frühzeitig genug hervorkommen, und wo man deren keine mehr siehet, sobald das Korn reif geworden. Er sendet alsdenn seine Bienen nach Beauce, oder in Gatinois, im Fall es in diesen Gegenden geregnet hat. Dieses ist eine Reise von ungefähr 20 Meilen. Kann er aber vermuthen, daß die Bienen in keiner von diesen Gegenden etwas vorfinden werden, damit sie sich nützlich beschäftigen können, so schaffet er sie alsdenn ungefähr zu Anfange des Augusts nach Sologne, woselbst große blühende Felder mit Buchweizen anzutreffen, deren Blühte bis ungefähr zu Ausgang des Septembers fortdauert. Seine Methode sie zu transportiren, ist folgende. Zuvörderst siehet er nach, ob einige von den Honigscheiben dieser Stöcke durch die Bewegung des Fuhrwerks zerbrochen, oder aus der Ordnung gebracht werden dürsten. Er bevestiget sie an einander, und auch an die Seiten des Stocks, mittelst kleiner Stäbe, die er nach Erfordern auf verschiedene Art einsetzet. Alsdenn wird jeder Stock auf eine Packleinwand, oder etwas dergleichen, dessen Fäden sehr weit aus einander sind, gestellet. Die Seiten dieses Umschlages werden aufgehoben, und von aussen um jeden Stock geschlagen, worauf sie mit einem schwachen Bindfaden zusammengebunden, und verschiedenemahl umwunden werden. Man <4, 676> bringt hierauf so viel Stöcke auf einen ausdrücklich hierzu verfertigten Karren, als deren nur drauf gehen. Die Stöcke werden zween und zween der Länge nach auf den Karren gesetzt, und über diese wiederum andere gestellet, welches gleich am ein zweites Stockwerk von Bienenstöcken formiret. Die, so mit Honig= und Wachstafeln versehen sind, müssen das unterste zu oberst gestellet werden. Diese Stellung giebt man ihnen, eben dieser Tafeln wegen, und um sie dadurch desto besser ganz zu behalten. Denn die, so nur etwas weniges davon enthalten, läßt man in ihrer ordentlichen Lage. Man mus aber bei dieser Unterbringung der Stöcke wohl Achtung geben, daß keiner den andern verstopfe, weil die Bienen ohnumgänglich Luft haben müssen. Es enthalten aber diese Karren, deren man sich in dieser Absicht zu Yevre bedienet, 30 bis 40 Bienenstöcke. Sobald sie nun auf gemeldete Art alle in Ordnung gebracht sind, so setzet sich die Caravane in Marsch. Ist die Witterung schwül, so reiset man nur des Nachts. Die Pferde dürfen niemahls traben, sondern man läßt sie nur ganz langsam, und allezeit auf dem sanftesten Wege gehen. Sind noch nicht Scheiben genug im Stocke, um den Bienen während ihrer Reise eine Stütze zu verschaffen, so bedient sich der Eigentümer der ersten besten Gelegenheit, sie da ausruhen zu laßen, wo sie Wachs finden können Er nimmt dergleichen Stöcke von dem Karren herunter, und setzet sie auf die Erde, worauf die Bienen, sobald das Tuch abgenommen ist, ins Feld nach Futter ausgehen. Der erste Acker, bei dem sie sich befinden, dient ihnen zum Gasthofe. Auf den Abend, wenn sie alle wieder zu Hause angelangt sind, werden diese Stöcke wieder zugemacht, und wieder auf den Wagen gebracht, und die Reise wird weiter fortgesetzt. Ist diese nun zu Ende, so werden die Bienen in die nahe bei den Häusern verschiedener Bauern gelegene Felder oder Garten vertheilt, welche Bauern, gegen eine sehr mäßige Belohnung, die Sorge nach ihnen zu sehen, übernehmen.

In Pohlen, im Braunschweig=Lüneburgischen, und in Sachsen, ist es ebenfalls gebräuchlich, die Bienen auf die Weide zu verführen. Nach der Altmark, wo besonders viel Buchweizen erbauet wird, pflegen die benachbarten Lüneburger ihre Bienenstöcke zur Ausfütterung zu führen, und dieselben im Herbste, nach Erlegung eines geringen Kostgeldes, wohlbeladen wieder zurückzunehmen. <4, 677>

Hrn. Past. Spitzners Weise, die Bienenkörbe in den Wald zu führen, ist folgende. Er hat zu jeden ein viereckiges grobes leinen Tuch, etwa 5/4 breit, oder etwas drüber, nach Beschaffenheit des Korbes. In jedem Zipfel des Tuchs steckt ein hölzerner zugespitzter Pflock, womit er es zusammendrehet, und es mit den Pflöcken an 4 Seiten des Korbes bevestiget; auch überdies, wenn ja ein Pflock losgehen sollte, einen Bindfaden herum bindet. Vor die Fluglöcher macht er die engen Schieber, damit sie auch dahin Luft haben. Der Wagen, worauf sie fortgeschafft werden, ist ein ordentlicher Erntewagen mit hohen Leitern. Man setzt denselben mit ein paar Wagenkörben aus, füllet diese 1/2 Elle hoch mit Stroh, setzt sodenn 2 und 3 Körbe, wie es sich schicken will, neben einander, und stopfet beständig Stroh darzwischen, damit sie im Fahren nicht wanken. Auf einem solchen Wagen können, wenn sie gut gepackt sind, auf 30 Körbe, viele Meilen weit, ohne Schaden gefahren werden. Man packt sie des Abends auf, und fährt damit in der Nacht, oder gegen Morgen, fort, nachdem man sie weit zu bringen hat. Wenn sie an Ort und Stelle sind, setzt man sie in die angewiesenen Hütten, und öffnet die Fluglöcher. Die Tücher läßt man daran, bis man sie nach Hause hohlt. Dadurch erhält man den Vortheil, daß sie gar nicht beim Hinsetzen und Wegnehmen rege gemacht werden. Nach der gewöhnlichen Art werden die Tücher beim Hinsetzen wieder abgenommen, und da bald die Bretter, bald die Körbe ungleich sind, geht es selten ohne Schaden ab, und der Aufseher wird diesen bei allem Verschmieren nicht verhüten können. Ausserdem ist man bei ungetreuen Aufsehern der Gefahr ausgesetzt, daß damit nach Gefallen handthieret werden kann. Den zugebundenen Bindfaden kann man mit einem Siegel verwahren.

Es giebt überall bequem liegende Mühlen, Jäger=Häuser, und auch Dörfer, wo dergleichen Bienenstand <4, 678> angelegt werden kann. Auch schadet es nicht, wenn er mitten im Walde angelegt wird, wenn nur freie Plätze und Wasser in der Nähe sind. Der Aufseher besorgt die Hütten, und mus das Nöthige darzu anschaffen; hält ein Register, worein er die Zahl der Körbe nebst eines jeden Nahmen schreibet; mus des Nachts dabei wachen, bei Tage auf den Raub Acht geben, und diejenigen, welche angefallen werden, verschmieren, oder den Schieber darnach richten; wiewohl er damit bei den verbundenen Körben, die bloß mit Lehm verklebt sind, nicht viel schaffen kann, indem sich die Räuber von aussen und innen durch den Lehm bald wieder durchfressen. Bei guter Wacht ist aber wegen des Raubes wenig zu fürchten. Wenn die Wacht zu Ende ist, läßt es der Aufseher sagen, daß die Bienen wieder abgehohlet werden. Hiermit ist nicht lange zu warten. Denn, wenn sie nichts mehr im Felde finden, entstehet bald ein Krieg wider einander, und der stärkere macht sich über den schwächern her. Diese Zeit ist nicht allemahl gleich. Auch hier giebt die Witterung den Ausschlag. Warmes Wetter macht der Heideblühte eher ein Ende, als kühle Witterung. Doch ist eine kurze gute warme Witterung allemahl besser. Zuweilen geschieht es auch, daß ein heftiger Platzregen, der alles abspühlt, der Wacht auf einmahl ein Ende machet.

Es ist nicht zu läugnen, daß die Kosten, welche man auf die Bienenwanderung in die Heiden verwendet, durch den davon zu gewartenden Profit allerdings ersetzt werden. In Thälern blühen die Blumen frühzeitiger, als anderswo, und werden daselbst auch früher gemähet. Alsdenn wird freilich ein erhabener Grund ein besseres Futter verschaffen; und befindet sich überdies Heidekraut in einer schicklichen Entfernung davon, so wird gewiß, wenn man die Bienen dahin bringt, die Zeit des Honigsammelns dadurch sehr verlängert werden; denn das Heidekraut blühet bis spät in den August. Die Bienen <4, 679> fliegen zwar von selbst weit nach Nahrung; indeß erspahrt es ihnen doch allezeit viele Zeit und Mühe, wenn man sie näher zu dem Ort bringt, wo sie solches erhalten können, und der Eigentümer wird zugleich nach Verhältnis dabei profitiren; denn auf solche Weise sammeln die Bienen binnen der Zeit des Hin= und Herfliegens desto mehrern Honig.

Nach Herrn v. Justi Bericht, im I B. seiner Oeconom. Schriften, Berl. und Leipz. 1760, gr. 8. S. 480, ließ ein gewisser Landmann in Thüringen, (woselbst man den Rübesaamen stark bauet, welcher viel gelbe Blühten gewinnet,) seine Bienenstöcke, zur Zeit der Blühte des Rübesaamens, allemahl mitten in seinen Acker führen, bei welchem sich, da der Rübesaamen in die Brachfelder gesäet wird, die bei einander liegen, allemahl viele andere Aecker mit Rübesaamen befinden. Er ließ Tages und Nachts seine Kinder und Gesinde dabei wachen. Auf diese Art hat derselbe im Herbste noch einmahl soviel Honig und Wachs aus seinen Stöcken nehmen können, als andere seiner Nachbaren, die dieses nicht gethan haben. Zu einem offenbaren Beweise, daß die Bienen, wenn sie die Blumen in der Nähe haben, täglich 2 bis 3 mahl mehr einführen.

Wir lesen beim Plinius, im 12 Cap. des XXI Buchs, daß dieses zu seiner Zeit auch in Italien also gebräuchlich gewesen. Sobald, sagt er, als das Frühlingsfutter den Bienen denen unsern Städten nahgelegenen Thälern abzugehen anfangt, so werden die Stöcke in Boote oder Kähne gebracht, und in der Nacht Strohm=aufwerts geführt, um bessere Nahrung für sie ausfindig zu machen. Die Bienen fliegen hierauf sogleich den folgenden Morgen aus, sich nach selbiger umzuthun, und kehren mit der gefundenen Beute ordentlicherweise nach den Booten zurück. Diese Methode wird solange fortgesetzt, bis das Sinken des Boots bis auf eine gewisse Tiefe im Wasser anzeiget, daß die Stöcke hinlänglich voll sind; worauf sie zu ihrer ersten Heimat zurückgebracht werden, und man den Honig ausnimmt ”. <4, 680>

Herr von Montfort berichtet, daß diese Gewohnheit noch immer bei denjenigen Italienern fortdaure, die sich am Ufer des Po aufhalten, (welches eben der Fluß ist, den Plinius am angeführten Orte meinet.) Er sagt, (S. 427, an gedachtem Orte,) daß die Italiener ihre Bienen fast eben auf die Art, als die Aegypter die ihrigen, behandelten, indem sie Kähne mit Bienenstöcken beladeten, und sie in die Nachbarschaft der Piemonteser Berge führten; daß ferner, je nachdem die Bienen ihre Ernte einsammelten, die dadurch beschwerten Kähne tiefer ins Wasser sänken, woraus denn die Schiffer beurtheilten, ob die Stöcke hinlänglich erfüllt wären, und ob es Zeit sey, sie nach ihren ersten Stellen zurück zu führen.

Maillet meldet im 2ten Th. seiner Beschreibung von Aegypten, S. 24, daß, ohnerachtet der vorizt in diesen Gegenden herrschenden Unwissenheit und Wildheit, doch daselbst noch verschiedene Fußstapfen von dem Fleiße und Witze der alten Bewohner dieses Landes anzutreffen wären. Eine ihrer schönsten Erfindungen aber sey die jährliche Absendung ihrer Bienen in entfernte Gegenden, um ihnen daselbst diejenige Nahrung zu verschaffen, die sie zu gewissen Zeiten zu Hause nicht finden könnten, und die Zurückbringung eben dieser Bienen; welches in beiden Fällen auf eben die Art geschähe, wie die Schäfer ihre Heerden forttrieben, nehmlich, daß diese währendem Fortgehen zugleich weideten. Die alten Emwohner des unternAegyptens hätten bemerkt, daß alle Pflanzen 6 Wochen früher in Ober=Aegypten, als bei ihnen, blüheten, und alle Erdsprüche auf gleiche Weise eher daselbst zur Reife kämen. Diese Beobachtung hätten sie nun bei ihren Bienen angewandt; und man bediente sich gegenwärtig in diesem Lande noch eben derjenigen Mittel, diese nützliche und fleißige Insecten in Stand zu setzen, aus den dort frühzeitigern Reichtümern der Natur Vortheil zu ziehen, davon man vormahls Gebrauch gemacht hätte. Gegen das Ende des Octobers schifften alle Einwohner gedachten untern Aegyptens, welche Bienenstöcke besäßen, selbige auf den Nil ein, und führten sie den Strohm hinauf bis ins obere Aegypten; wobei sie die Zeit so abpasseten, daß sie gerade daselbst anlangten, wenn die Ueberschwemmung zurück<4, 681>getreten, das Land wieder besäet sey, und die Blühten der Blumen wieder hervorgebrochen wären. Die also abgehenden Stöcke würden vorher durch die Nummern und Zeichen ihrer Eigentümer unterschieden, und hierauf in Pyramidengestallt in darzu eingerichteten Nachen gesetzt. Nachdem sie sich einige Tage an ihrer weitesten Station aufgehalten hätten, und man dafür hielte, daß von ihnen alles Wachs und Honig, so nur 2 oder 3 Meilen in der Runde auf dem Felde zu finden sey, zusammengetragen worden: so würden sie von ihren Schiffleuten 2 oder 3 Meilen weiter hinunter geführet, und daselbst wiederum solange gelaßen, als nöthig wäre, alle Schätze auch dieser Gegend einzusammeln. Je mehr sie also sich ihrem beständigen Aufenthalte wieder näherten, desto mehr fänden sie nach Verhältnis allemahl die ihnen zur Nahrung dienenden Erdfrüchte und Pflanzen in ihrer völligen Blühte vor. Endlich gelangten sie, zu Anfange des Februars, nachdem sie ganz Aegypten der Länge nach durchreiset, und alle reiche Schätze des angenehmen Nilufers geplündert hätten, an den Ausfluß dieses Strohms ins Meer, wo sie wiederum ausgeschiffet, und nach ihren verschiedenen Heimaten zurückgebracht würden; denn man gebrauchte die Sorgfalt, ein genaues Register über alle Districte, aus denen die Stöcke zu Anfang der Jahrszeit abgegangen wären, so wie über ihre Anzahl, über die Nahmen ihrer Absender, wie auch über die Nummern und Kennzeichen der Kähne, in die sie gebracht worden, zu führen.

Diese Methode könnte vieleicht auch in Deutschland in verschiedenen Gegenden von einigem Nutzen seyn. Am vortheilhaftesten und bequemsten ist es aber wohl unstreitig, wenn man in Gegenden, wo die Natur für den Unterhalt der Bienen nicht reichlich genug gesorgt zu haben scheint, diesem Mangel durch eigene Anpflanzungen abzuhelfen suchet. So wie wir künstliche Wiesen für unser Vieh anlegen, so läßt sich auch so mancher ohnehin unbenutzter und leerer Platz mit allerhand nützlichen, und im vorhergehenden Abschnitt, angezeigten, Bienengewächsen bepflanzen.

Oekonomische Wahrnehmung von den Bienen, (das Versühren der Bienenkörde von der Geest nach der Marsch betreffend) st. im 41 St. des Hannov. Magaz. v. J. 1768. <4, 682>

Deutlicher Unterricht, wie man in Sachsen die zahmen Bienen in die Heyde oder Wald zur Mastung führen soll. Von Hrn. M. J. Crnst Spitzner, Past. zu Trebitz im Churkreise, st. in Schirachs Waldbienenzucht, S. 213--220.

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